WIFO-Presseinformationen

23. Juli 1999 • Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Steuerreform 2000 • Fritz Breuss, Andrea Weber

Die Steuerreform 2000 bringt – zusammen mit dem "Familienpaket" – für private Haushalte und Unternehmen bis zum Jahr 2003 eine Entlastung um 32,5 Mrd. S. Simulationen mit dem WIFO-Makromodell errechnen den stärksten Impuls für den privaten Konsum und insgesamt ein zusätzliches Wachstum des realen BIP bis zum Jahr 2005 von 0,4%.

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Steuerreform 2000 wurden mit dem WIFO-Makromodell simuliert. Dabei wurden im wesentlichen drei Komponenten berücksichtigt:

  • Die Reform des Lohn- und Einkommensteuertarifs entlastet die privaten Haushalte um rund 17 Mrd. S.
  • Dazu kommen 12 Mrd. S an Transfers an die Familien aufgrund des Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes vom 17. Oktober 1997 über die gesetzliche Berücksichtigung der Kinder in der Einkommensbesteuerung.
  • 3,5 Mrd. S entfallen auf das Bündel an Maßnahmen zur Förderung von Wirtschaftsstandort und Beschäftigung.

Die Steuerreform 2000 ist zwar nicht dem Volumen nach, aber gemessen am BIP (1,07%) etwas umfangreicher als jene von 1988 (1,01%) und von 1994 (0,78%). Dennoch sind die gesamtwirtschaftlichen Effekte nicht ganz so hoch wie 1988 und 1994, weil damals die Anreize für Investoren stärker waren als im Rahmen der aktuellen Reform. Die Steuerreform 2000 zielt primär auf die Entlastung der privaten Haushalte. Entsprechend geht der größte Nachfrageimpuls vom privaten Konsum aus: +1,2% im Jahr 2000, kumuliert +1,8% bis zum Jahr 2005. Im Gegensatz zu den Reformen 1988 und 1994 sind keine nennenswerten direkten Impulse für die Investitionen zu erwarten. Insgesamt steigt die Investitionsnachfrage nur halb so stark wie der private Konsum. Der deutliche Anstieg der Konsumnachfrage bewirkt einen kräftigen Importschub (kumuliert +1% bis zum Jahr 2005). Bei nahezu unveränderten Exporten ist damit eine Verschlechterung der Leistungsbilanz im Ausmaß von 0,5% des BIP die Folge. Preiseffekte sind von der gegenwärtigen Reform kaum zu erwarten, da sie sich im wesentlichen auf direkte Steuern bezieht. Das reale Bruttoinlandsprodukt wird vor allem durch die stimulierte Inlandsnachfrage steigen: von +0,2% im Jahr 2000 bis +0,4% kumuliert bis zum Jahr 2005, jeweils im Vergleich mit einer Basislösung ohne Steuerreform.

Der Arbeitsmarkt kann durch die Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage innerhalb von sechs Jahren um 9.300 Beschäftigte mehr aufnehmen. Die Arbeitslosenquote sinkt um rund 0,1 Prozentpunkt.

Die Modellsimulation ergibt – in Übereinstimmung mit der jüngsten WIFO-Prognose – einschließlich der Effekte der Steuerreform ein Defizit des Gesamtstaates von 2,5% des BIP im Jahr 2000, das sich bis 2002 auf 1,6% verringert. Österreich legte im Dezember 1998 im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes dem Europäischen Rat und der Kommission ein Stabilitätsprogramm vor. Demnach muß das Defizit des Gesamtstaates von 2% des BIP 1999 auf 1,7% im Jahr 2000, 1,5% im Jahr 2001 bzw. 1,4% im Jahr 2002 gesenkt werden, um dem Ziel eines mittelfristig ausgeglichenen Staatshaushaltes zu entsprechen. Um die Lücke zwischen den Zielen des Stabilitätsprogramms und dem sich rein modelltechnisch aus der Steuerreform 2000 ergebenden höheren Defizit zu schließen, ist in den nächsten Jahren eine sehr straffe Ausgabenpolitik notwendig.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/1999!