25. Juni 1999 • Die österreichische Innovations- und Forschungsleistung im internationalen Vergleich • Hannes Leo

Österreichische Unternehmen investieren, so kritisiert die wirtschafts- und technologiepolitische Diskussion, zuwenig in Forschung und Entwicklung. Die Ergebnisse des vom WIFO (im Auftrag von Eurostat und in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten) durchgeführten Community Innovation Survey (CIS) zeichnen allerdings ein anderes Bild. Sowohl der europäische Vergleich als auch der Vergleich mit früheren Erhebungen der Forschungs- und Entwicklungsausgaben fallen durchaus positiv aus.

Innovationen gehören heute zu den ständigen Aktivitäten österreichischer Unternehmen des produzierenden Sektors. Rund 67% der antwortenden Unternehmen haben zwischen 1994 und 1996 Produkt- und/oder Prozeßinnovationen eingeführt. Damit liegt die Innovationsneigung in Österreich deutlich über dem EU-Durchschnitt von 53%. Die Innovationsquote ist zudem über die Größenklassen in Österreich durchwegs höher als im Durchschnitt der EU-Staaten. Die Unterschiede werden allerdings mit zunehmender Unternehmensgröße geringer.

Für die Einführung von Innovationen wandten die österreichischen Unternehmen im produzierenden Sektor 1996 rund 46,5 Mrd. S auf. Das entspricht knapp 2% des BIP. Fast die Hälfte davon trugen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bei. Klein- und Mittelbetriebe (mit 10 bis 19 Beschäftigten) investierten 3,4 Mrd. S in die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse. Vor allem in den Bereichen Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik (7,1 Mrd. S), Maschinenbau (5,1 Mrd. S) sowie Chemikalien und chemische Erzeugnisse (4,8 Mrd. S) stehen beachtliche Innovationsbudgets zur Verfügung.

Im internationalen Vergleich besteht gegenüber dem EU-Niveau der Innovationsaufwendungen von 3,8% des Umsatzes ein gewisser Aufholbedarf. Die Ausgaben österreichischer Unternehmen für Innovationen liegen insgesamt um rund 0,3% des Umsatzes unter dem EU-Durchschnitt. Nur für Großunternehmen (mehr als 250 Beschäftigte) ergibt sich eine unterdurchschnittliche Innovationsintensität (3,48% des Umsatzes, um rund 1 Prozentpunkt niedriger als im EU-Durchschnitt). Umgekehrt sind die Innovationsausgaben der Klein- und Mittelbetriebe deutlich höher als in der EU. Der häufig zitierte Rückstand der Innovationsaufwendungen entsteht – obwohl er auf Branchenebene nicht sehr ausgeprägt ist – daher vor allem in forschungs- und entwicklungsintensiven Branchen und den dort tätigen Großbetrieben. In Frankreich, den Niederlanden, Irland und Großbritannien investiert der produzierende Sektor etwa gleich viel in Innovationen wie in Österreich, in Schweden, Finnland und Deutschland deutlich mehr.

Abbildung 1: Innovation in Österreich

Die österreichischen Unternehmen verfolgen insgesamt vor allem kontinuierliche Verbesserungen ihrer Produkte und Prozesse. Sie setzen somit viele relativ niedrig dotierte Innovationsprojekte um und sind eher vorsichtig, wenn es um die Einführung von Marktneuheiten geht.

Der Output der Innovationsaktivitäten wurde im CIS – als Indikator der Effizienz von Innovationen – am Umsatzanteil neuer und verbesserter Produkte sowie von Marktneuheiten gemessen. Im Durchschnitt des produzierenden Sektors werden in Österreich und auch in der EU rund 31% des Umsatzes mit zwischen 1994 und 1996 neu eingeführten und verbesserten Produkten erzielt. Nur in Deutschland ist dieser Indikator mit 43% deutlich höher, in Schweden und Irland gleich hoch wie in Österreich.

Der Community Innovation Survey (CIS) bietet dank der Hochschätzung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben die Möglichkeit zu einer Standortbestimmung der österreichischen Wirtschaft im Jahr 1996. Im Vergleich mit der letzten offiziellen Erhebung (aus dem Jahr 1993) stiegen die internen Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Unternehmen um rund 6,6 Mrd. S (41,7%) auf 22,3 Mrd. S. Diese kräftige Zunahme ergibt sich auch aus der erstmaligen Erfassung von Forschungsausgaben in Teilen des Dienstleistungssektors (rund 1,4 Mrd. S). Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben der Wirtschaft wuchsen damit zwischen 1993 und 1996 deutlich rascher als die öffentlichen Forschungs- und Entwicklungsausgaben und das BIP. Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am BIP dürfte in der Folge um rund 0,2 Prozentpunkte höher sein als in der offiziellen Statistik.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/1999!