14. Juni 1999 • Wende auf dem Arbeitsmarkt trotz flauer Exportkonjunktur • Ewald Walterskirchen

Die österreichische Industrie hat ihr Tief noch nicht überwunden, in das sie im Herbst infolge sinkender Exportaufträge geraten war. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt jedoch eine Stabilisierung der Produktionserwartungen. Auf dem Arbeitsmarkt ist dank steigender Inlandsnachfrage und ruhigerer Entwicklung des Arbeitskräfteangebotes die erwartete Wende eingetreten.

Die Flaute der österreichischen Industrie- und Exportkonjunktur hielt zu Jahresbeginn 1999 an. Nach vorläufigen Daten gingen die Exporte im Jänner und Februar gegenüber dem Vorjahr ebenso wie die Sachgüterproduktion nominell zurück. Wenn man einen Preisverfall von etwa 2% unterstellt, dann überschritten zwar die realen Exporte das Vorjahresniveau, die reale Produktion blieb jedoch darunter.

Die Unternehmensbefragungen vom Frühjahr lassen zwar eine Stabilisierung, aber noch keine Verbesserung des Geschäftsklimas in der Industrie erkennen. Die Industrieunternehmen schätzten ihre Auftragslage ungünstiger ein, Produktionserwartungen und Geschäftslage jedoch ähnlich wie in den letzten zwei Befragungen.

Die Wende auf dem Arbeitsmarkt trat trotz flauer Exportkonjunktur ein. Die Beschäftigungslage verbesserte sich im Frühjahr weiter: Im Mai gab es um 27.400 Arbeitsplätze (+0,9%) und um 8.000 offene Stellen mehr als im Vorjahr. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ging wegen verstärkter arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen besonders stark zurück (–18.400).

Entscheidend für die Verbesserung der Arbeitsmarktsituation waren das Anspringen der Inlandsnachfrage, die ruhigere Entwicklung des Arbeitskräfteangebotes und eine Ausweitung der arbeitsmarktpolitischen Programme. Ein Anstieg der Inlandsnachfrage hat einen etwa doppelt so hohen Beschäftigungseffekt wie ein gleich hoher Exportzuwachs. Die kräftige Inlandsnachfrage (Prognose für 1999 etwa +21/2%) schafft somit zusätzliche Arbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungsbereich.

Das Vertrauen der Konsumenten in die Wirtschaftslage ist nach wie vor unerschüttert. Es stützt sich auf einen Zuwachs der Realeinkommen, stabile Preise und steigende Beschäftigung. Die starke Inlandsnachfrage schlägt sich allerdings auch in hohen Importsteigerungen und in einer Verschlechterung der Waren- und Leistungsbilanz nieder. Im Jänner und Februar wurde nach vorläufigen Angaben um 8% mehr importiert als im Vorjahr.

Die Inflationsrate sank im April weiter auf 0,3%. Der Preisrückgang kommt vor allem von der internationalen Ebene. Der Großhandelspreisindex, der diese Einflüsse stärker widerspiegelt, lag in den ersten vier Monaten 1999 um rund 2% unter dem Vorjahresniveau. Ein Preisverfall war in jenen Bereichen zu beobachten, die direkt und indirekt von der Asienkrise beeinflußt sind (Stahl-, Metall-, Erdöl-, Elektronikindustrie). Der sinkende internationale Preistrend kam jedoch zumindest vorläufig zum Stillstand: Die Preisindizes für Energie und landwirtschaftliche Produkte waren im April bereits deutlich höher als zu Jahresbeginn.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/1999!