19. Mai 1999 • Zinssenkung in der Euro-Zone. Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen in der EU und in Österreich • Fritz Breuss, Andrea Weber

Am 9. April setzte die EZB erstmals die Zinsen für den Euro-Raum um 1/2 Prozentpunkt herab. Unter der Annahme, daß die Senkung der kurzfristigen Zinsen zwei Jahre anhält, schätzte das WIFO die Effekte dieser Maßnahme auf die Gesamtwirtschaft im Euro-Raum und in Österreich.

Für die Euro-Zone ergeben die Simulationen mit dem OEF-Modell einen Konjunkturimpuls, d. h. ein Anstieg des realen BIP um 0,18% (1999) bis 0,33% (kumuliert bis 2000). Gleichzeitig schlägt sich die expansive Geldpolitik in einer leichten Beschleunigung des Preisauftriebs nieder. Die Inflationsrate wäre demnach im Euro-Raum nach zwei Jahren um rund 1/4 Prozentpunkt höher als in einem Szenario ohne Zinssenkung.

Für Österreich wurden Modellrechnungen mit dem WIFO-Makromodell für drei Szenarien durchgeführt, die eine unterschiedliche Weitergabe der Zinssenkung auf die österreichische Zinslandschaft simulieren. Das erste Szenario behandelt nur die Impulse auf die österreichische Wirtschaft, die sich durch den Anstieg des realen BIP im Euro-Raum ergeben. Die Steigerung von Exporten und Investitionen würde das reale BIP um 0,17% (1999) bis 0,34% (2000) stimulieren. Die Verteuerung der Importe hat eine leichte Verstärkung des Preisauftriebs zur Folge. Die anderen zwei Szenarien berücksichtigen zusätzlich eine Senkung der langfristigen Zinsen in Österreich (Prime Rate) im halben bzw. im vollen Ausmaß des Zinssenkungsschrittes der EZB. Der Effekt auf die reale Investitionsnachfrage würde sich dadurch verstärken. Der Impuls auf das reale BIP wäre aber infolge zusätzlicher Importe nach wie vor relativ schwach.

Insgesamt zeigen die Modellsimulationen, daß die erste Zinssatzsenkung der EZB eher zur Verbesserung des allgemeinen Konjunkturklimas in Europa beitragen als wesentliche Wirtschaftsimpulse bewirken wird.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/1999!