7. Mai 1999 • Anzeichen für Stabilisierung der Industriekonjunktur, Rückgang der Arbeitslosigkeit • Markus Marterbauer

Die jüngste Konjunkturumfrage des WIFO deutet auf eine Stabilisierung der Industriekonjunktur hin. Während sich der Export sehr schwach entwickelt, bildet die Inlandsnachfrage den Konjunkturmotor. Dazu tragen die weitgehende Preisstabilität, die steigende Beschäftigung und die gute Entwicklung im Tourismus wesentlich bei. Im März und April war die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr rückläufig.

Der WIFO-Konjunkturtest für die Industrie brachte im April etwas günstigere Ergebnisse als zuletzt. Die Industriekonjunktur hatte sich seit dem Frühjahr 1998 in Zusammenhang mit den Wirtschafts- und Finanzkrisen in Asien, Rußland und Lateinamerika merklich verschlechtert. Die Verkaufspreise waren in einigen Bereichen eingebrochen, der Export hatte sich merklich abgeschwächt und die Verunsicherung der Investoren zugenommen. Im II. Quartal 1999 verschlechterte sich die Konjunkturbeurteilung durch die Unternehmen des Basissektors, der technischen Verarbeitung und der Konsumgütererzeugung nicht mehr weiter. Die Einschätzung der Preisentwicklung verbesserte sich etwas, die Produktionserwartungen für die nächsten Monate und die Beurteilung der eigenen Geschäftslage blieben stabil. Die Auftragseingänge aus dem Ausland werden nach wie vor zurückhaltend beurteilt. Dies spiegelt sich auch in den Außenhandelsdaten, die für das IV. Quartal 1998 und den Jahresbeginn 1999 eine Stagnation der Exporte ausweisen. Positive Signale aus dem Ausland boten zuletzt die weiterhin starke Konjunktur in den USA, die Verbesserung des Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland und die Zinssenkung durch die EZB.

Die Inlandsnachfrage stabilisiert die Konjunktur. Dank steigender Beschäftigung, höherer Lohnabschlüsse und vor allem der weitgehenden Preisstabilität – im März betrug die Inflationsrate laut Harmonisiertem Verbraucherpreisindex der EU nur 0,1%, laut heimischem VPI 0,4% – erhöht sich die Kaufkraft der Konsumenten merklich. Die Nettomasseneinkommen (Leistungseinkommen plus Transfers minus Steuern) lagen im IV. Quartal 1998 real um 21/2% über dem Vorjahresniveau. Die Steigerung der verfügbaren Einkommen bewirkte eine markante Ausweitung der Umsätze im Einzelhandel (real +2%). Dazu trug auch der Tourismus bei, der eine bemerkenswert gute Wintersaison verzeichnete: Die Zahl der Nächtigungen war von November bis März um etwa 7% höher als im Vorjahr, die Umsätze stiegen um knapp 8%. Die Verbesserung der Reiseverkehrsbilanz (+10 Mrd. S) leistete 1998 zusammen mit der Verbilligung der Warenimporte einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung des Defizits in der Leistungsbilanz auf 541/2 Mrd. S (–2% des BIP).

Die Arbeitslosigkeit ging im Frühjahr gegenüber dem Vorjahr leicht zurück. Das resultierte zum einen aus der kräftigen Ausweitung der Beschäftigung – die Zahl der unselbständig Beschäftigten (ohne Bezieher von Karenzurlaubsgeld und Präsenzdiener) lag von Jänner bis April um 34.000 über dem Vorjahreswert. Dem Beschäftigungsrückgang in der Bauwirtschaft und der Stagnation in der Sachgütererzeugung stand eine kräftige Ausweitung der Zahl der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor gegenüber – meist jedoch Teilzeitarbeitsplätze mit unterdurchschnittlichem Einkommen. Zum anderen wirkten sich die verstärkten Schulungsaktivitäten im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug laut EU Labour Force Survey im April 4,5% der Erwerbspersonen und laut traditioneller österreichischer Berechnungsmethode 7,0% der unselbständigen Erwerbspersonen. Auf eine beim Arbeitsmarktservice gemeldete offene Stelle kamen zuletzt 8 Arbeitslose.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/1999!