22. April 1999 • Exportdynamik in Österreich schwächer als in der EU • Jan Stankovsky, Markus Marterbauer

Die Wirtschaftsleistung (BIP) der EU ist etwa so groß wie jene der USA: Die EU war 1997 mit 27,5% am Welt-BIP beteiligt, die USA mit 27,4%, Japan mit 14,2%. Die EU ist aber mit Abstand die wichtigste Macht im internationalen Handel: Auf sie entfielen 1997 40% des Weltexports, auf die USA hingegen nur 13%, auf Japan 8%. Der Warenaustausch innerhalb der EU verliert allerdings die Merkmale des "Außenhandels" und wird zunehmend zu einem regionalen Handel. Auch ohne den innergemeinschaftlichen Warenaustausch ist die EU ein maßgeblicher Teilnehmer am internationalen Handel: Die Extra-Exporte der EU machen 20% der Weltexporte aus, jene der USA 17% und jene von Japan 11%. An der Importnachfrage gemessen rangiert die EU (18%) jedoch hinter den USA (21%). Die Exportquote (Exporte in Prozent des BIP) lautet für den Gesamtexport der EU 25,7%, für den Extra-Export aber nur 9,8%. Dieser Wert entspricht etwa jenem der USA und Japans.

Die größte Handelsnation der EU ist Deutschland (1997 24,0% der EU-Exporte und 21,8% der EU-Importe) vor Frankreich, Großbritannien und Italien. Auf diese vier Nationen entfallen über 60% der Ausfuhr und Einfuhr der EU. Österreich nimmt unter den EU-Exporteuren mit einem Anteil von 2,8% den 9. und unter den Importeuren mit 3,3% den 8. Rang ein.

Mit Exporten von 1.880 Mrd. ECU und Importen von 1.768 Mrd. ECU verzeichnete die EU 1997 einen Exportüberschuß von 113 Mrd. ECU, davon 63 Mrd. ECU im Intra-Handel und 50 Mrd. ECU im Extra-Handel. Die Salden im Intra- und Extra-Handel sind großteils durch die Stellung der einzelnen Länder im Konjunkturzyklus beeinflußt, sie spiegeln aber auch Strukturdifferenzen sowie historisch gewachsene Verflechtungen mit Drittstaaten (oft früheren Kolonien) wider. Hohe Überschüsse erreicht sowohl im Intra- als auch im Extra-Handel Deutschland. Italien, Frankreich und Schweden verzeichnen eine hoch aktive Bilanz im Extra-Handel sowie einen etwa ausgeglichenen Saldo im Intra-Handel. Die Niederlande weisen einen sehr hohen Überschuß im Intra-Handel (46 Mrd. ECU) aus, dem ein Defizit im Extra-Handel von 31 Mrd. ECU gegenübersteht. In diesen Zahlen kommt die "Transithandelsfunktion" der Niederlande für die EU zum Ausdruck. Ein Defizit sowohl im Extra- als auch im Intra-Handel errechnet sich für die südeuropäischen EU-Länder (sowie auch für Großbritannien). In Österreich steht einem hohen Defizit im Intra-Handel ein etwa halb so hoher Überschuß im Extra-Handel gegenüber. Österreich war 1997 das einzige EU-Land neben Südeuropa und Großbritannien, das im Gesamthandel ein Defizit aufwies.

1998 nur geringe Zunahme des EU-Außenhandels

Die realen Exporte der EU wuchsen 1998 um etwa 5,5%, die Importe um 7,7%. Die Exportdynamik flachte somit auf etwa die Hälfte der Werte von 1997 ab (+10,0%); die Zuwachsrate der Importnachfrage (1997 +9,2%) blieb hingegen real fast unverändert. Nominell verlangsamte sich das Wachstum der Gesamtexporte von 14,4% auf 3,7%, wobei die Abschwächung im Extra-Export (von +15,7% auf +1,2%) viel deutlicher ausgeprägt war als im Intra-Export (von +13,6% auf +5,2%). Das Handelsbilanzaktivum der EU dürfte 1998 mit etwa 80 Mrd. ECU um etwa 30 Mrd. ECU geringer gewesen sein als 1997. Aus dem Extra-Handel resultierte 1998 nur noch ein Überschuß von etwa 20 Mrd. ECU.

Einen Exportboom verzeichnete 1998 nur Irland. Die Exporte von Deutschland, Frankreich, Belgien-Luxemburg, Spanien und Finnland nahmen um jeweils 9% bis 10% (ECU-Basis) zu, nur schwach entwickelte sich die Ausfuhr von Italien, Dänemark und Griechenland. Hatten Österreichs Exporte 1997 – im Vergleich zur EU 15 – überdurchschnittlich expandiert, so nahmen sie 1998 (bis August) mit +4,9% deutlich weniger zu als jene anderer EU-Staaten.

Die Exportdynamik der EU ließ im Laufe des Jahres 1998 spürbar nach. Die Wachstumsrate der Exporte sank von 13,7% im I. Quartal auf 7,2% im II. Quartal und 1,3% im III. Quartal (Juli/August). Die vorläufigen Daten für das IV. Quartal lassen sogar einen Rückgang um bis zu 10% möglich erscheinen.

Die österreichischen Exporte expandierten 1997 (mit Ausnahme des I. Quartals) kräftiger als jene der EU insgesamt. Seit Anfang 1998 bleiben sie aber deutlich zurück. Im Intra-Handel entsprach die österreichische Exportdynamik 1997 etwa jener der EU, von Jahresbeginn 1998 an verschlechterte sich die österreichische Performance aber relativ zum EU-Durchschnitt. Erheblich divergierte die Entwicklung des Extra-Exports: Während des Exportbooms auf Drittmärkten Mitte 1997 realisierte Österreich etwa doppelt so hohe Zunahmen wie die anderen EU-Staaten. Die Abflachung der Nachfrage im Jahr 1998 betraf aber Österreich viel stärker als die anderen EU-Exporteure. Die hohen Schwankungen des österreichischen Exports wurden vor allem durch die Entwicklung der Nachfrage in den 10 MOEL und der GUS verursacht, wo Österreich seit dem Frühjahr 1997 besser, 1998 aber viel schlechter als die EU abschnitt. Diese Ergebnisse könnten mit der Warenstruktur des österreichischen Exports zusammenhängen, in welcher überdurchschnittlich konjunkturreagible Waren (Vorprodukte) stärker vertreten sind als in anderen EU-Staaten.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 4/1999!