25. März 1999 • Wirtschaftswachstum im 2. Halbjahr 1998 schwächer • Markus Marterbauer, Ewald Walterskirchen

Das Wirtschaftswachstum lag in Österreich mit 2,7% im III. und 2,1% im IV. Quartal 1998 deutlich unter dem des 1. Halbjahres (+4,2%); auch saisonbereinigt ließ es im 2. Halbjahr spürbar nach. Für das gesamte Jahr 1998 ergibt sich nach vorläufiger Rechnung ein Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes um 3,3%.

Nachdem Österreichs Wirtschaft im 1. Halbjahr dank der boomenden Auslandsnachfrage noch kräftig expandiert hatte, schwächte sich das Exportwachstum im III. Quartal deutlich ab; dies hatte eine Abkühlung der Konjunktur zur Folge. Die durch die internationale Finanz- und Währungskrise verursachte Dämpfung der Auslandsnachfrage schlug sich auch im österreichischen Außenhandel nieder. Ihre Auswirkungen wurden durch die Ausweitung der heimischen Konsumausgaben nur teilweise ausgeglichen. Der private Konsum expandierte 1998 mit +1,7% um 1 Prozentpunkt rascher als in dem vom "Sparpaket" geprägten Jahr 1997. Höhere verfügbare persönliche Einkommen und ein historisch niedriger Anstieg der Verbraucherpreise ermöglichten diese Entwicklung.

Die Investitionstätigkeit war während des gesamten Jahres rege und nahm lediglich zum Jahresende ab. Das milde Wetter wie auch die Aufarbeitung eines – durch die Restriktion der öffentlichen Ausgaben zur Erfüllung der Maastricht-Kriterien verursachten – Rückstaus im Tiefbau waren die Ursachen der insbesondere im I. Quartal lebhaften Bautätigkeit. Während im Hochbau, vor allem im Wohnungsneubau, die Entwicklung deutlich abwärts gerichtet war, boomte der Sanierungsbau. Im IV. Quartal wurde überwiegend aufgrund des ungünstigen Wetters weniger in Bauten investiert als im Vorjahr. Angesichts der Unsicherheiten auf den Finanzmärkten wurden auch die Ausrüstungsinvestitionen gegen Jahresende gedrosselt. Für 1998 insgesamt ergab sich dennoch ein beachtlicher Anstieg von real 73/4%.

Übersicht 1: Verwendung des Bruttoinlandsproduktes

 

1998

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

Summe

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %, real

           

Privater Konsum

+ 0,9

+ 2,2

+ 2,1

+ 1,4

+ 1,7

Öffentlicher Konsum

+ 0,9

+ 2,2

+ 0,7

+ 1,3

+ 1,3

Bruttoanlageinvestitionen

+ 11,2

+ 5,7

+ 6,1

- 0,7

+ 4,9

  Ausrüstungsinvestitionen (netto)

+ 12,6

+ 8,4

+ 9,8

+ 1,4

+ 7,7

  Bauinvestitionen (netto)

+ 11,0

+ 4,2

+ 3,9

- 2,3

+ 3,0

Verfügbares Güter- und Leistungsvolumen

+ 3,6

+ 2,8

+ 3,8

+ 0,4

+ 2,6

Exporte i. w. S.

+ 8,3

+ 12,9

+ 4,4

+ 7,4

+ 8,2

Importe i. w. S.

+ 7,5

+ 10,0

+ 6,2

+ 4,4

+ 6,9

Bruttoinlandsprodukt

+ 4,2

+ 4,2

+ 2,7

+ 2,1

+ 3,3

Vom Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland war die Ausfuhr von Waren am stärksten betroffen. Hier verringerte sich die Wachstumsrate auch noch im IV. Quartal, während sich die Exporte i. w. S. vor allem aufgrund der Zunahme der Ausfuhr an "nicht aufteilbaren Leistungen" leicht erholten. Wegen der engen Verflechtung der Exporte mit den Importen entwickelte sich die Einfuhr ähnlich: Auch hier verringerte sich die Zuwachsrate im III. und IV. Quartal. Im Jahr 1998 stiegen die Exporte i. w. S. stärker als die Importe; dies war der guten Entwicklung im Reiseverkehr zu verdanken.