22. März 1999 • 1998 weiterhin gute Ertragslage in der österreichischen Industrie • Michael Peneder, Michael Pfaffermayr

Der Cash-flow der österreichischen Sachgütererzeugung entwickelt sich im internationalen Vergleich zufriedenstellend. Für 1998 schätzt das WIFO die Cash-flow-Quote angesichts der Konjunkturdämpfung im 2. Halbjahr auf 8,9%, nur wenig höher als 1997. Die Ertragsentwicklung war 1998 durch die Konjunkturdynamik, insbesondere die überdurchschnittliche Exportperformance im 1. Halbjahr gekennzeichnet. 1998 konnte durch eine kräftige Produktivitätssteigerung und weitere Entlastungen auf der Kostenseite die internationale Wettbewerbsposition verbessert werden.

Die österreichische Sachgütererzeugung war 1998 dank der ausgezeichneten Exportperformance in der ersten Jahreshälfte der wesentliche Motor der Konjunktur. Infolge der Krisen in Asien, Rußland und Lateinamerika sowie der damit verbundenen Turbulenzen auf den Finanzmärkten verlor die Industrieproduktion im 2. Halbjahr 1998 deutlich an Dynamik.

Die Verlangsamung des Wachstums der Weltwirtschaft und die daraus resultierende Beeinträchtigung der Exporte spiegeln sich in einer deutlich pessimistischeren Einschätzung der Konjunktur durch die Unternehmen: Im WIFO-Konjunkturtest sank der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen zum Auftragsbestand im IV. Quartal 1998 deutlich. Auch die Beurteilung der Preisentwicklung und Geschäftslage fiel pessimistischer aus als in den Vorquartalen. Im jüngsten Konjunkturtest verschlechterten sich die Produktionserwartungen saisonbereinigt jedoch nicht weiter.

Diese Tendenz zeigt sich auch in der Entwicklung der Ertragslage: Trotz des überdurchschnittlichen Erfolgs im 1. Halbjahr und eines überdurchschnittlichen Zuwachses der Industrieumsätze verbesserten sich die Erträge 1998 nicht weiter. Die Prognose der Cash-flow-Quote ergibt für 1998 auf der Basis von OeNB-Daten einen Wert von 8,9%, der nur marginal über jenem des Jahres 1997 (8,8%) liegt. Auch die Umfrage der Vereinigung der Österreichischen Industrie weist nur eine marginale Zunahme der Cash-flow-Quote aus.

Sinkende Rohstoffpreise, relativ stabile Wechselkurse und die Verbesserung der Lohnstückkostenposition stärkten in den letzten Jahren die Wettbewerbsposition der österreichischen Industrie und verhinderten einen Einbruch der Erträge. Auf Schillingbasis gingen die Lohnstückkosten 1998 im Vorjahresvergleich um 3,1% (gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner um 1,2%), die Rohstoffkosten um 14,5% und der real-effektive Wechselkurs um 0,1% zurück. Insgesamt konnten die Exporte 1998 um 8,3% gesteigert werden, das Defizit im Handel mit Industriewaren dürfte sich damit auf 72,1 Mrd. S verringert haben. Die Verbesserung der Wettbewerbsposition resultierte weiterhin überwiegend aus einem überdurchschnittlichen Anstieg der Stundenproduktivität (1998 +5%) und in nur geringem Maße aus einem Rückgang der Industriepreise. Beide Indikatoren weisen darauf hin, daß die österreichische Sachgütererzeugung ihre Position im – durch Globalisierung und EU-Integration verschärften – internationalen Wettbewerb durch höhere Qualität und anspruchsvollere Produkte festigt, ohne daß die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen beeinträchtigt und die Löhne gesenkt würden.

Auch im internationalen Vergleich (Daten liegen lediglich bis 1996 vor) konnte die österreichische Sachgütererzeugung trotz einer gewissen Abschwächung der Cash-flow-Quote ihre bisherige Position nahe dem europäischen Durchschnitt behaupten. Ein ähnliches Bild zeigt sich in bezug auf die Eigenkapitalquote: Hier lag die österreichische Sachgütererzeugung bis Ende der achtziger Jahre noch weit zurück und setzt ihren zu Beginn der neunziger Jahre begonnenen Aufholprozeß gegenüber dem europäischen Durchschnitt fort. Allerdings verlangsamt sich dieser Prozeß mit zunehmender Nähe zum europäischen Mittelwert.

Europäische Spitzenreiter in der Cash-flow-Quote sind die Niederlande mit einem Anteil an den Umsatzerlösen von mehr als 16% (1996) sowie Schweden mit 14% (1995). Auch in Belgien und Dänemark ist die Quote etwas höher als in Österreich. Deutlich niedriger ist die Cash-flow-Quote mit Werten unter 8% in Italien und Spanien, aber auch in Deutschland und Frankreich. Im globalen Vergleich innerhalb der "Triade" lag die Cash-flow-Quote 1996 in den USA mit rund 12% merklich über dem Durchschnitt der europäischen Länder von 9% und über Japan mit knapp 8%.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/1999!