9. März 1999 • Privater Konsum trägt die Konjunktur • Markus Marterbauer

In Österreich schwächte sich das Wachstum von Export und Sachgütererzeugung im Spätherbst ab. Anlaß zu Optimismus geben hingegen die merklichen Reallohn- und Beschäftigungszuwächse und die Stabilisierung der Arbeitslosigkeit. Umfragen in den EU-Ländern zeigen, daß sich das Geschäftsklima in der Industrie zum Jahreswechsel stabilisiert hat, die Lage in den Krisenregionen der Weltwirtschaft bleibt allerdings labil.

Die Dynamik der österreichischen Wirtschaft schwächte sich im 2. Halbjahr 1998 merklich ab, eine mancherorts befürchtete Rezession trat aber auch zum Jahreswechsel nicht ein. Der WIFO-Konjunkturtest für die Industrie zeigt eine Verschlechterung des Geschäftsklimas seit dem Frühjahr 1998, im I. Quartal 1999 stabilisierte sich die Einschätzung durch die Unternehmen allerdings. Dies steht im Einklang mit den Umfragen der Europäischen Kommission, die für Dezember und Jänner keine weitere Eintrübung des Industrieklimas wiedergeben. Gleichzeitig erreicht das Verbrauchervertrauen in der EU einen neuen Höchstwert.

Die Abflachung der Wirtschaftsentwicklung wichtiger Handelspartner spiegelt sich im österreichischen Export. Dieser ging im Oktober und November gegenüber dem Vorjahr nach vorläufigen ÖSTAT-Zahlen nominell zurück (die OeNB-Daten zeigen allerdings einen Anstieg). Besonders deutlich verringerte sich die Ausfuhr in den Nicht-EU-Raum, im Export zu den EU-Handelspartnern ergab sich eine Stagnation. Die schwache Entwicklung im Export dämpft die Industrieproduktion, sie lag im Durchschnitt Oktober/November arbeitstägig bereinigt um nur noch 1% über dem Vorjahr. Die Entwicklung der Beschäftigung in der Sachgütererzeugung – sie stagnierte im Dezember und Jänner im Vorjahresvergleich – läßt allerdings darauf schließen, daß die Produktion auch zum Jahreswechsel nicht eingebrochen ist.

Der heimische Tourismus erholt sich gegenüber den Vorjahren merklich. Erste Befragungen über den Verlauf der Wintersaison liefern bisher ein optimistisches Bild, Nächtigungszahlen und Umsätze steigen kräftig. Ob die Lawinenabgänge im Februar die Entwicklung nachhaltig negativ beeinflussen, kann derzeit noch nicht beurteilt werden. Die Trendwende im Tourismus gibt zusammen mit wachsender Beschäftigung und steigenden Reallöhnen der Konsumnachfrage wichtige Impulse. Die Einzelhandelsumsätze expandierten im IV. Quartal 1998 real um etwa 2%.

Von seiten der Realeinkommen sind weiterhin positive Effekte für den Konsum zu erwarten. Der Tariflohnindex lag im Jänner um 2,4% über dem Vorjahreswert, gleichzeitig kam der Preisauftrieb zum Stillstand. Seit April 1998 herrscht Preisstabilität. Im Jänner 1999 ergab sich gegenüber dem Vorjahr ein marginaler Preisanstieg von 0,5% bzw. von 0,3% laut Harmonisiertem Verbraucherpreisindex der EU.

Anlaß zu Optimismus gibt die Arbeitsmarktentwicklung. Im Februar gab es 26.000 Unselbständige (ohne Bezieher von Karenzurlaubsgeld und Präsenzdiener) bzw. 0,9% mehr als ein Jahr zuvor, die Arbeitslosigkeit stieg ausschließlich witterungsbedingt um 1.400. Im privaten Dienstleistungsbereich hält die Beschäftigungsexpansion an, nach wie vor dürfte sie allerdings primär Teilzeitarbeit in Branchen mit unterdurchschnittlichem Einkommensniveau betreffen. In der Sachgütererzeugung stagniert die Beschäftigung; in der Bauwirtschaft ist ein merklicher Rückgang zu verzeichnen, der durch die schwache Nachfrage im Hochbau und die ungünstige Witterung bedingt ist. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug im Februar nach traditioneller österreichischer Berechnungsmethode 7,1% der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. 4,4% der Erwerbspersonen laut Eurostat.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/1999!