17. Februar 1999 • Wachsende Inlandsnachfrage, aber Abschwächung im Export • Marcus Scheiblecker

Die Wirtschafts- und Finanzkrise, die von Asien und Rußland ausging, zeigt merkliche Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung in Österreich. Mit dem Nachlassen des Exportwachstums und der Investitionsbereitschaft angesichts wachsender wirtschaftlicher Unsicherheiten nahm das BIP im III. Quartal 1998 real um nur noch 2,7% zu, nachdem im 1. Halbjahr eine Rate von 4,4% erzielt worden war. Die gute Entwicklung der verfügbaren Realeinkommen ließ die Konsumnachfrage weiterhin steigen; mit real +2% erwiesen sich die Ausgaben der privaten Haushalte im III. Quartal 1998 als wichtige Konjunkturstütze. Die Beschäftigung expandierte auch zum Jahreswechsel kräftig; im Jänner ging die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr erstmals leicht zurück.

Nach wie vor herrschen auf den internationalen Finanzmärkten große Unsicherheiten. Brasilien mußte Mitte Jänner die Dollarbindung seiner Währung aufgeben, der Real büßte seither fast die Hälfte seines Wertes ein. In den USA hat sich das Wirtschaftswachstum im IV. Quartal wieder stark beschleunigt; es betrug (saisonbereinigt, auf Jahresbasis) nach ersten Schätzungen real 5,6%, nach +3,7% im III. Quartal. In Europa hingegen wird die Entwicklung vor allem von der Industrie pessimistisch beurteilt. In Deutschland, Dänemark, Großbritannien und Schweden werden die Produktionserwartungen merklich ungünstiger eingeschätzt als im Frühsommer 1998. In Österreich ist im Basissektor der Konjunkturhöhepunkt überschritten, die Branche leidet unter einem starken Preisverfall aufgrund asiatischer Billigkonkurrenz. Andererseits zeigt der WIFO-Konjunkturtest im Bereich der chemischen Industrie und der Bauzulieferung eine Stabilisierung der Erwartungen auf niedrigem Niveau.

Sowohl in Europa als auch in Österreich sind die Konsumenten weiterhin optimistisch. Der EU-Vertrauensindikator der Verbraucher ist in der letzten Umfrage abermals gestiegen und hält den höchsten Wert seit Ende der achtziger Jahre. Die Inlandsnachfrage bestimmt in Europa zunehmend die Konjunktur und kann die Auswirkungen der Exportausfälle auf das Wirtschaftswachstum teilweise ausgleichen.

In Österreich stiegen die Einzelhandelsumsätze im Durchschnitt Oktober/November um nur 13/4% gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres. Dies ist vor allem auf eine geringere Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Textilien zurückzuführen. Aufgrund der nachlassenden Exportsteigerungen erlitt der Großhandel Umsatzeinbußen.

Der Anstieg der Verbraucherpreise verringerte sich in Österreich im Dezember weiter auf 0,7%. Gegenüber dem Vormonat verteuerten sich lediglich Städte- und Flugpauschalreisen, Inlandsurlaube und der Wohnungsaufwand. Der größte Preisrückgang war im Bereich der Energieträger zu verzeichnen.

Der Arbeitsmarkt hält sich angesichts der Konjunkturabschwächung überraschend gut. Das Wachstum stützt sich jetzt stärker auf die Inlandsnachfrage und ist damit beschäftigungsintensiver. Im Jänner lag die Zahl der unselbständig Beschäftigten (ohne Bezieher von Karenzurlaubsgeld und Präsenzdiener) wieder deutlich über dem Vorjahresniveau (+1,1%). Besonders stark nimmt weiter die Zahl der Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich zu; Teilzeitarbeit spielt hier eine wichtige Rolle. Im Jänner waren um 900 Arbeitslose weniger registriert als im Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote sank saisonbereinigt nach traditioneller österreichischer Berechnung leicht auf 7,1% der unselbständigen Erwerbspersonen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/1999!