1. Februar 1999 • Trotz abgeschwächter Konjunktur optimistische Investitionspläne für 1999 • Michael Pfaffermayr

Die österreichischen Industrieunternehmen gehen für 1999 von einem gedämpften Konjunkturverlauf aus und erwarten eine nominelle Umsatzsteigerung um 2,8%. Die Erträge und damit die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen waren in den vergangenen Jahren hoch, die Wettbewerbsfähigkeit konnte verbessert werden. Mittelfristig besteht weiterhin ein günstiges Investitionsklima. Für 1999 ist in der österreichischen Industrie ein Investitionsvolumen von 70 Mrd. S zu erwarten, das entspricht einer Steigerung um nominell 7,7% und real 6,3%. Insgesamt planen die im WIFO-Investitionstest erfaßten Wirtschaftsbereiche (Industrie, Bauwirtschaft und Sondergesellschaften) für 1999 eine Ausweitung der Investitionen um 8,0%. Einschließlich der in der Umfrage nicht erfaßten Bereiche (wie Gewerbe, Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen nach der jüngsten WIFO-Prognose 1999 voraussichtlich real um 3,2% zunehmen.

1998 prägten Unsicherheiten die Investitionstätigkeit der österreichischen Industrieunternehmen. Die ursprünglich optimistischen Pläne wurden nach unten revidiert und zum Teil in das Jahr 1999 aufgeschoben. Die Hochrechnung der jüngsten Befragungsergebnisse des WIFO-Investitionstests für die Industrie ergibt für 1998 ein Investitionsvolumen von 64,2 Mrd. S; das entspricht im Vorjahresvergleich einer leichten Steigerung von nominell 1,6% und real 0,3%.

Die Eintrübung der Industriekonjunktur zeichnete sich seit Mitte 1998 ab. Die Krisen in Asien, Rußland und Lateinamerika sowie die Turbulenzen auf den Finanzmärkten verlangsamten das Wachstum der Weltwirtschaft, beeinträchtigten die Exportwirtschaft und spiegeln sich im Jahresverlauf in einer pessimistischeren Konjunktureinschätzung der Unternehmen. Diese Entwicklung trifft auf die gesamte Sachgüterproduktion der EU zu. Vom internationalen Verfall der Rohstoffpreise sind der Grundstoffsektor und einige Branchen der technischen Verarbeitung besonders betroffen. Im Konsumgüter- und Fahrzeugbereich blieb die Konjunktur dagegen weitgehend robust.

Relativ stabile Wechselkurse, das niedrige nominelle Zinsniveau, sinkende Rohstoffpreise und eine ausgezeichnete Gewinnsituation bilden auf mittlere Sicht günstige Rahmenbedingungen für die Investitionstätigkeit. Die österreichischen Industriebetriebe konnten in den letzten Jahren zudem ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen. Für 1999 planen sie trotz gebremster Konjunktur und nachlassender Exportdynamik umfangreiche Investitionsvorhaben; teilweise werden 1998 zurückgestellte Projekte realisiert. Die Unternehmen wollen das Investitionsvolumen nominell um 14,7% ausweiten. Damit wird sich die Investitionsquote signifikant erhöhen (6,9%) und beinahe das Spitzenniveau des Jahres 1996 erreichen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß meist nicht alle geplanten Investitionsvorhaben realisiert werden, ist 1999 mit einem nominellen Zuwachs der Investitionen in der österreichischen Industrie um 7,7% zu rechnen. Die stärkste Ausweitung planen die Chemieindustrie und die Hersteller traditioneller Konsumgüter. Auch die technische Verarbeitung und die Basisindustrie werden mehr als 1998 investieren, während die Bauzulieferer ihre Investitionen zurücknehmen wollen.

Die Investitionen der Bauwirtschaft stagnieren 1999. Angesichts der Abschwächung der Baukonjunktur gegen Ende 1998 erstellten die Bauunternehmen im jüngsten WIFO-Investitionstest ihre Pläne für Maschinen- und Geräteinvestitionen für 1999 vorsichtig: Die ersten Ansätze liegen deutlich unter dem Niveau der Jahre 1997 und 1998. Nach den vorläufigen Schätzungen wird die Bauwirtschaft 1999 etwa 4,6 Mrd. S in Anlagen investieren. Dies bedeutet eine nominelle Stagnation gegenüber 1998 und unter Berücksichtigung von mäßigen Preissteigerungen einen realen Rückgang um etwa 11/2%.

Für 1998 waren die Pläne der Elektrizitätswirtschaft anfangs um 3,5% höher angesetzt worden, nach den Revisionen ergibt sich nun ein Rückgang um 3,5%. 1999 ist nach der derzeitigen Planung ein Einbruch der Investitionstätigkeit der Elektrizitätswirtschaft zu erwarten (–19,3%). Die Verkehrs- und Versorgungsbetriebe steigerten ihre Investitionen (nach vorläufigen Ergebnissen) im Jahr 1998 um 5,7% auf 10,0 Mrd. S. Gemäß den jüngsten Plänen sollen die Ausgaben 1999 stagnieren (–0,1%).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/1999!