18. Jänner 1999 • Pessimistische Erwartungen der Industrie für das 1. Halbjahr 1999 • Michael Pfaffermayr

Die WIFO-Konjunkturbefragung vom Dezember 1998 unter 800 Unternehmen aus Industrie, Bauwirtschaft und Dienstleistungssektor bestätigt die relativ pessimistischen, unter dem längerfristigen Durchschnitt liegenden Erwartungen der Unternehmen. Der Konjunkturzyklus überschritt in der österreichischen Sachgütererzeugung im 1. Halbjahr 1998 seinen Höhepunkt. Die Asienkrise beeinträchtigte die Exportentwicklung stärker als angenommen. Stark rückläufig war auch die Ausfuhr nach Rußland und in die OPEC-Staaten. Insgesamt prognostiziert das WIFO für 1999 eine Verlangsamung des realen Wachstums der Warenexporte von 8,3% 1998 auf 5,5% 1999.

Das Nachlassen der Exportdynamik schlug sich in der österreichischen Sachgüterproduktion nieder: Die Konjunktureinschätzung der Unternehmen wurde im Jahresverlauf deutlich pessimistischer. Dies gilt für die Sachgüterproduktion in der gesamten EU – der Vertrauensindikator sank im November erstmals wieder unter den langjährigen Durchschnitt. Die Produktionserwartungen wurden in den meisten EU-Ländern nach unten revidiert. Auch die Auftragsbestände und die Exportaufträge wurden weniger günstig beurteilt. Die Kapazitätsauslastung ging im IV. Quartal 1998 erstmals zurück.

Der jüngste WIFO-Konjunkturtest vom Dezember signalisiert keine weitere Verschlechterung der Konjunktureinschätzung. Eine Trendumkehr läßt sich anhand der vorliegenden Ergebnisse jedoch nicht diagnostizieren. Die Unternehmen der Sachgüterproduktion schätzen ihre Auftragsbestände weiterhin pessimistischer ein als im längerfristigen Durchschnitt, aber etwas besser als im November. Für die Auslandsaufträge blieb der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen im Vergleich zum Vormonat unverändert, gegenüber Dezember 1997 hat er sich aber deutlich verschlechtert. Die Produkionserwartungen und die Einschätzung der Geschäftslage sind optimistischer als im November. Hier dürften zum Teil Saisonschwankungen bzw. die Besserung der Situation an den Börsen ausschlaggebend sein.

Die Bauwirtschaft schätzt ihre Lage seit längerem pessimistisch ein. Die Beurteilung der Auftragsbestände hat sich in den vergangenen Monaten kaum verbessert. Die künftige Bautätigkeit dürfte – sieht man von den starken Saisonschwankungen ab – in den letzten Monaten etwas günstiger gesehen werden. Hingegen erwarten die Unternehmen weiterhin einen Rückgang der Baupreise.

Im Dienstleistungssektor (befragt werden vor allem Unternehmen, die produktionsnahe Dienstleistungen erbringen) überwogen in den vergangenen Monaten die optimistischen Meldungen hinsichtlich der Auftragsbestände. Die Erwartungsindikatoren – Nachfrageerwartungen und die Einschätzung der Geschäftslage – schwächten sich jedoch im jüngsten WIFO-Konjunkturtest wieder etwas ab und liegen unter dem längerfristigen Durchschnitt. Auch hier kündigt sich offenbar ein Nachlassen der Wachstumsdynamik an.