17. Dezember 1998 • Hohes Wachstum bei raschem Strukturwandel in Niederösterreich • Peter Huber

Die niederösterreichische Wirtschaft wächst seit 1988 unter den österreichischen Bundesländern am schnellsten. Die Ostöffnung, die Standortverlagerung vieler Wiener Produktionsbetriebe sowie die Verbesserung der Standortbedingungen durch den EU-Beitritt waren für diese Entwicklung maßgebend.

Trotz des überdurchschnittlichen Wachstums in Niederösterreich blieben sowohl das Pro-Kopf-Einkommen (85,7% des Österreich-Wertes) als auch die Löhne (97,9%) weiterhin hinter dem österreichischen Durchschnitt zurück. Die Produktivität liegt jedoch in der Sachgüterproduktion über dem Durchschnitt. Vor allem in Branchen, die in Niederösterreich relativ stark vertreten sind, ist die Produktivität hoch.

Das Wachstum beruhte allerdings vor allem auf Mengenveränderungen und nicht auf einer verbesserten Preisdurchsetzungsfähigkeit. Die Probleme der niederösterreichischen Wirtschaft mit ihrem relativ geringen Anteil innovativer Produkte bleiben daher bestehen.

Der Strukturwandel vollzog sich in Niederösterreich im Zeitraum 1988 bis 1996 sowohl auf Sektor- als auch Unternehmensebene schneller als in den anderen großen österreichischen Industriebundesländern. Er hatte eine schrittweise Verringerung des Anteils der Sachgüterproduktion zur Folge, der Anteil der Dienstleistungen an der Wertschöpfung nahm hingegen stark zu. Die Struktur der niederösterreichische Wirtschaft wird jener von Österreich insgesamt immer ähnlicher. Hierin dokumentiert sich ihre höhere funktionale Unabhängigkeit.

Die regionalen Disparitäten innerhalb des Bundeslandes bleiben jedoch hoch. Seit 1988 haben sich die Einkommensdisparitäten nicht verringert, und auf dem Arbeitsmarkt weist Niederösterreich durch die zweithöchsten regionalen Unterschiede auf Bezirksebene auf. Seit 1987 deutet sich allerdings ein Strukturbruch an: Die Beschäftigung steigt durchwegs stärker als im Österreich-Durchschnitt, die Arbeitslosenquote lag 1998 unter dem österreichischen Wert.

Prognosen für die niederösterreichische Wirtschaft gehen von einem weiterhin überdurchschnittlichen Wachstum aus. Bis 2002 sollte der jährliche Vorsprung gegenüber Österreich insgesamt 0,2 Prozentpunkte betragen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1998!