11. Dezember 1998 • Konjunktur in Österreich gespalten • Ewald Walterskirchen

Die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten haben das Wachstum der Weltwirtschaft deutlich verlangsamt. Davon wurden Exporte und Industrieproduktion in Österreich im Herbst zunehmend berührt, die Stimmung der Industrieunternehmen verschlechterte sich im IV. Quartal. Die heimische Inlandsnachfrage blieb dagegen robust. Das Verbrauchervertrauen hat sich dank steigender Kaufkraft, verbesserter Beschäftigungslage und niedriger Inflationsrate auch im Oktober weiter verstärkt.

Der Konjunkturaufschwung schwächt sich in Österreich derzeit infolge ungünstiger internationaler Rahmenbedingungen ab. Die von der Asienkrise ausgelöste Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums hat sich durch die Finanzmarktturbulenzen in Rußland und Lateinamerika noch verstärkt.

Die Entwicklung des österreichischen Warenexports spiegelt die Verschlechterung der internationalen Konjunktur wider: Nach zweistelligen Zuwächsen im 1. Halbjahr stiegen die Güterexporte (laut OeNB) im III. Quartal nominell um nur noch 7% gegenüber dem Vorjahr. Die Ausfuhr nach Südostasien, in die OPEC-Länder und nach Rußland ging stark zurück.

Das Nachlassen der Exportdynamik konnte nicht ohne Folgen für die Sachgüterproduktion bleiben. Die Wachstumsrate ging von 91/2% (nominell) im 1. Halbjahr auf rund 5% in den Monaten Juli und August zurück. Besonders betroffen war infolge des internationalen Preisverfalls die Geschäfts- und Ertragslage im Grundstoffsektor.

Im IV. Quartal hat sich die Stimmung der Industrieunternehmen weiter verschlechtert. Die Produktionserwartungen waren per Saldo nur noch knapp positiv. Schwache Auslandsaufträge und ungünstige Preiserwartungen waren dafür ausschlaggebend.

Die Konjunktureinschätzung unterscheidet sich jedoch deutlich nach Industriesektoren. Während sie sich in der Grundstoffindustrie markant verschlechterte, blieb sie im Investitions- und Konsumgütersektor weitgehend stabil.

Die dämpfenden Effekte aus dem Außenhandel wurden durch eine Belebung der Inlandsnachfrage wesentlich gemildert. Diese profitierte vom Kaufkraftzuwachs der privaten Haushalte, der sich aus sinkender Inflationsrate (Rohstoff- und Erdölpreise), steigender Beschäftigung und höheren Einkommenszuwächsen ergab. Überdies wurde die Inlandsnachfrage durch den anhaltenden Rückgang der Zinssätze begünstigt. Im III. Quartal waren die realen Einzelhandelsumsätze um 31/4% höher als im Vorjahr.

Eine anhaltende Verschlechterung der internationalen Rahmenbedingungen würde allerdings auch die Inlandsnachfrage, insbesondere die Investitionstätigkeit, treffen. Die koordinierte Zinssenkung der europäischen Notenbanken Anfang Dezember versuchte, dieser Gefahr eines weiteren Konjunktureinbruchs entgegenzuwirken.

Die europäische Wirtschaft wurde in den neunziger Jahren von einer Serie von Finanz- und Währungskrisen erschüttert. Auf die durch die Geldpolitik verschärfte Rezession 1993 folgten die Währungskrise 1995/96 und nunmehr die Finanzkrise 1998. Die Herausforderung der Konjunkturpolitik liegt in dieser Situation weniger in der Verwendung ihres traditionellen fiskalpolitischen Instrumentariums, sondern vielmehr in der Verhinderung und Begrenzung von Krisen auf den liberalisierten Finanz- und Devisenmärkten. Die Verwirklichung der Währungsunion mit 1. Jänner 1999 ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1998!