25. November 1998 • Österreichs Wirtschaft vorbereitet für die Teilnahme an der WWU. Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft bis zum Jahr 2002 • Fritz Schebeck, Andrea Weber

Die gestärkte außenwirtschaftliche Wettbewerbsposition und eine lebhafte Inlandsnachfrage werden sich in den kommenden Jahren positiv auf Österreichs Wirtschaftsentwicklung auswirken. Unter der Annahme einer nur vorübergehenden Beeinträchtigung durch die internationale Finanzkrise und einer Fortsetzung der Konsolidierungspolitik der öffentlichen Haushalte steht einem stabilen Wachstum nichts im Wege. Das BIP wird Zeitraum 1997/2002 um durchschnittlich 23/4% pro Jahr zunehmen und damit das Wirtschaftswachstum im EU-Durchschnitt leicht übertreffen.

Das Wachstum der österreichischen Wirtschaft hat sich seit 1996 beschleunigt. Diese dynamische Entwicklung dürfte von den Auswirkungen der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten vorübergehend unterbrochen werden. Nach einer mäßigen Verlangsamung 1999 wird die gesamtwirtschaftliche Produktion anschließend wieder kräftiger expandieren.

Infolge der Produktionsausweitung und auch der Maßnahmen gemäß dem Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung könnten im Prognosezeitraum rund 100.000 Unselbständige zusätzlich beschäftigt werden. Die Arbeitslosenquote dürfte bis 2002 um etwa 1 Prozentpunkt zurückgehen (nach traditioneller Definition von 7,2% auf 6,2% der unselbständigen Erwerbstätigen, nach EU-Definition von 4,4% auf 3,7%).

Die Außenwirtschaft wird mit durchschnittlich 1/4% des BIP einen positiven Beitrag zum Wachstum liefern. Weiters werden verbesserte Terms of Trade und ein Aufschwung des heimischen Tourismus im Laufe der nächsten Jahre eine fühlbare Verringerung des Leistungsbilanzdefizits ermöglichen.

Die inländische Nachfrage wird im Prognosezeitraum vom kräftiger und gleichmäßiger wachsenden privaten Konsum getragen (durchschnittlich +2% real pro Jahr). Das Vertrauen der Konsumenten hat sich verbessert. Die Entwicklung der verfügbaren Realeinkommen der privaten Haushalte wird es erlauben, die Sparquote allmählich wieder an ihren längerfristigen Gleichgewichtswert heranzuführen.

Mit durchschnittlich +4% pro Jahr wachsen die Bruttoanlageinvestitionen bis 2002 etwa doppelt so rasch wie im Zeitraum 1991/1997. Die Ausrüstungsinvestitionen werden sich dynamischer entwickeln, während die Bauinvestitionen infolge der Redimensionierung des Wohnbaus nur mäßig zunehmen.

Da weder von den Importpreisen noch von den Lohnstückkosten im Inland nennenswerte Preisauftriebstendenzen zu erwarten sind und überdies anhaltender Wettbewerbsdruck Preissteigerungen wirksam eindämmt, werden die Preise stabil bleiben. Die Inflationsrate beträgt im Durchschnitt 11/4% pro Jahr.

Gemäß der Prognoserechnung, welche die geplante Steuerreform noch nicht berücksichtig, schreitet die Konsolidierung des Staatshaushalts – nach einer Atempause im Jahr 1999 – ab dem Jahr 2000 wieder fort. Die Defizitquote fällt unter 11/2% des BIP, die Staatsschuldenquote unterschreitet die Marke von 60% des BIP aber nicht.

Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose

 

1985/1991

1991/1997

1997/2002

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %

       

Bruttoinlandsprodukt

     

  Real

+ 3,2

+ 1,7

+ 2,8

  Nominell

+ 6,0

+ 4,4

+ 4,3

       

Leistungsbilanz

     

  In % des BIP1)

+ 0,1

- 1,1

- 1,0

       

Konsumdeflator

+ 2,2

+ 2,8

+ 1,3

       

Unselbständig Beschäftigte2)

+ 1,4

+ 0,2

+ 0,9

       

Arbeitslosenquote

     

  In % der Erwerbspersonen3)

3,4

4,1

4,2

  In % der unselbständigen Erwerbspersonen4)

5,4

6,7

6,8

       

Finanzierungssaldo des Staates

     

  In % des BIP1)

- 3,4

- 3,6

- 1,8

1)  Durchschnitt 1986/1991, 1992/1997, 1998/2002 in %. – 2)  Ohne Präsenzdiener und Bezieher von Karenzurlaubsgeld. – 3)  Laut Eurostat. – 4)  Laut Arbeitsmarktstatistik.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1998!