20. November 1998 • Exportpotentiale zwischen Österreich und den benachbarten MOEL. Simulationsergebnisse aus einem panelökonometrischen Gravitationsmodell • Peter Egger

Das WIFO schätzte mit einem Außenhandelsmodell die Potentiale für Österreichs Außenhandel mit 5 der 10 ostmitteleuropäischen Beitrittswerber, um zu prüfen, ob nicht gerade im Zuge eines EU-Beitritts der Entwicklungsrückstand der 5 MOEL Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien in bezug auf ihren Öffnungsgrad gegenüber der EU allmählich abgebaut würde.

Unter der extremen Annahme einer vollständigen Angleichung der Außenhandelsstruktur an den EU-Durchschnitt bis zum hypothetischen Beitrittszeitpunkt (Ungarn, Polen, Tschechien und Slowenien 2004, Slowakei 2010) prognostiziert das Modell eine durchschnittliche jährliche nominelle Zunahme der bilateralen Handelsströme zwischen Österreich und den 5 MOEL von 13,2% bis 14,4%. Angesichts des schon bisher sehr kräftigen Wachstums der Exporte Österreichs in diese Länder (Polen 1989/1997 +15%, Ungarn 1989/1997 +19%, Tschechien 1993/1997 +17%, Slowakei 1993/1997 +24%, Slowenien 1992/1997 +18%) würde deren EU-Beitritt somit die Handelsverflechtung kaum zusätzlich intensivieren. Der hier angesprochene Strukturwandel im Außenhandel mit den 5 MOEL ist also offenbar bereits im Gang und sollte sich angesichts der Aufnahme der Beitrittsverhandlungen und der Vereinbarungen im Vorfeld dazu (Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen, Hilfen für Infrastrukturinvestitionen, Zustrom von ausländischen Direktinvestitionen und damit verbundener Transfer von Know-how usw.) in den kommenden Jahren fortsetzen.

Das Modell basiert vor allem auf der Größe der Länder (Summe des BIP je zweier Partnerländer sowie deren Relation) und deren Faktorausstattung (Bevölkerung und Kapital) und wurde um eine geographische Komponente (Distanz zwischen den Wirtschaftszentren zweier Partnerländer als Annäherung für durch den Außenhandel anfallende Transportkosten) und um verschiedene andere Variable erweitert, welche Handelspräferenzen zwischen Ländern abbilden (gemeinsame Sprache

und gemeinsame Grenze). Weiters wurde ein Ansatz gewählt, der auch bei für alle Länder gleicher Landesgröße, Distanz zueinander, gemeinsamer Grenze und Sprache noch länderspezifische Abweichungen von den durchschnittlichen, normalisierten Exportbeziehungen im Intra-EU-Export und im Handel zwischen der EU und den 5 MOEL sichtbar macht.