WIFO-Presseinformationen

30. Oktober 1998 • 80 Jahre österreichischer Osthandel • Jan Stankovsky

Der österreichisch Osthandel hat eine lange Tradition. Im Jahr 1924 entfiel fast die Hälfte der Exporte auf die Oststaaten. Dieser Anteil sank bis 1989 unter 10% und könnte bis zum Jahr 2005 auf 22% steigen.

Die österreichisch-ungarische Monarchie war in der heutigen Terminologie ein wirtschaftlich integriertes Gebiet. Auch nach dem Ersten Weltkrieg blieb die enge wirtschaftliche Verflechtung Österreichs mit Osteuropa erhalten und wurde erst allmählich etwas gelockert. Im Jahr 1924 entfiel jeweils etwa die Hälfte der Exporte (48,6%) bzw. der Importe (51,2%) auf die später als "Osten" bezeichneten Länder. Die wichtigsten Handelspartner waren die Tschechoslowakei (Importanteil 1924 22,6%) und Ungarn, zeitweise auch Polen und Jugoslawien. Auch 1937 noch war die Außenhandelsverflechtung Österreichs mit den Oststaaten (Exportanteil 33,4%, Importanteil 40,0%) beachtlich. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war der Osten mit fast einem Fünftel der Exporte und einem Viertel der Importe ebenfalls ein wichtiger Handelspartner. Im Jahr 1955 waren aber nur 11% der Exporte für den Osten bestimmt. In den folgenden 20 Jahren wuchs der Osthandel großteils überdurchschnittlich. 1975 erreichte der Ostexport mit einem Anteil von 20,1% des Gesamtexports seinen Nachkriegshöhepunkt. Zu diesem Ergebnis trugen die Krise der traditionellen Märkte in Westeuropa nach dem ersten Erdölpreisschock 1973 und die Förderung des Ostexports durch großzügige Kredite bei. Seit 1975 verlor der Ostexport ständig an Bedeutung; die Talfahrt beschleunigte sich in den achtziger Jahren durch die Verschuldungskrise Osteuropas, die diese Länder zu einer drastischen Drosselung der Westimporte zwang. Bis 1989 schrumpfte der Anteil der Ostexporte am österreichischen Außenhandel auf 9,9%, jener der Ostimporte auf 6,8%.

Die Außenhandelsprobleme waren ein wichtiges Element der allgemeinen Krise des Ostens, die letztlich den Zusammenbruch des Systems auslöste. Seit 1989 ist der österreichischen Osthandel wieder durch eine Aufwärtstendenz gekennzeichnet. 1997 waren für die Oststaaten 17,6% der Ausfuhr bestimmt; dieser Anteil könnte bis zum Jahr 2005 auf etwa 22% steigen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 10/1998!