WIFO-Presseinformationen

27. Oktober 1998 • Prämieneinnahmen der Privatversicherungen sinken im Gefolge der Budgetsanierung • Thomas Url

Die Prämieneinnahmen der österreichischen Privatversicherungen im In- und Ausland gingen 1997 gegenüber dem Vorjahr um 4,4% auf 156 Mrd. S zurück. Während im inländischen Direktgeschäft ein Geschäftsrückgang um 6,3% zu verzeichnen war, wurde durch das erfolgreiche indirekte Geschäft ein Teil der Umsatzverluste kompensiert. Das Volumen im direkten Dienstleistungsgeschäft innerhalb des EU-Binnenmarktes ist zwar nach wie vor verhältnismäßig klein, die Einnahmen konnten 1997 jedoch um mehr als die Hälfte auf 153 Mill. S gesteigert werden.

Der Rückgang der Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung (–15,9%) war vorwiegend durch den Ausfall an Kapitalversicherungen bestimmt. Die Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten mit laufenden Prämienzahlungen war aber auch 1997 ungebrochen. In der Renten- und Erlebensversicherung erhöhte sich mit 215.000 zusätzlichen Verträgen das Prämienvolumen um nahezu 46%. Zugleich wurde 1997 die durchschnittliche Jahresprämie auf 14.700 S gesteigert.

Neben der allgemeinen Unsicherheit über die Entwicklung des öffentlichen Pensionssystems dürfte auch der erfolgreiche Einsatz des Vertriebs von Lebensversicherungen über den Bankschalter für die positive Entwicklung verantwortlich sein. Im europäischen Vergleich setzen die österreichischen Lebensversicherungen in überdurchschnittlichem Ausmaß auf den Bankenvertriebskanal (Abbildung 1). Nur in Frankreich nimmt diese Vertriebsform eine ähnlich dominante Stellung ein. Im Gegensatz dazu war in Griechenland, Finnland, Schweden, Dänemark und erstaunlicherweise in Großbritannien der Eigenvertrieb die umsatzstärkste Vertriebsschiene.

Im Bereich Schaden-Unfall nutzen die Vertragsversicherungen in Österreich ähnlich wie in Schweden, Dänemark und Finnland die traditionelle Verkaufsschiene: den Eigenvertrieb über Versicherungsangestellte. In Europa dominiert in dieser Sparte allerdings im Durchschnitt der Maklervertrieb. Eine der Reaktionen von Privatversicherungen auf die Schaffung des Binnenmarktes bestand im Ausbau des Bankvertriebs und des Direktvertriebs, wobei der Einsatz des Telefonvertriebs nur in Großbritannien und den Niederlanden erfolgreich war. Das Internet spielt im Verkauf noch eine untergeordnete Rolle und erreicht nur in Finnland einen Marktanteil von etwa 1%.

Die anderen zwei Versicherungszweige machten 1997 die Umsatzeinbußen im Leben-Geschäft nicht wett: In der Krankenzusatzversicherung wurden die Kostenvorteile aus der unechten Mehrwertsteuerbefreiung für Arzt- und Spitalsleistungen sowie der Befreiung von Zuschüssen zu allgemeinen Kosten der Spitalserhaltung teilweise in Form von Tarifensenkung an die Versicherungsnehmer weitergegeben. Die Abnahme der Prämieneinnahmen um 2,1% resultierte aber auch aus einem Rückgang der Zahl der Verträge. In der Schaden-Unfallversicherung hatte der Kampf um Marktanteile in der Kfz-Versicherung eine Stagnation des Prämienvolumens zur Folge (+0,7%).

Abbildung 1: Anteil des Bankvertriebs an den Prämieneinnahmen im Neugeschäft der Lebensversicherungen 1995

Q: Datamonitor European Insurance Distribution Database 1996.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 10/1998!