12. Oktober 1998 • Hohes Wirtschaftswachstum im 1. Halbjahr 1998. Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für das I. und II. Quartal 1998 • Marcus Scheiblecker

Die österreichische Quartalsrechnung des WIFO weist für das 1. Halbjahr 1998 ein BIP-Wachstum von real 4,2% aus. Maßgebend für diese gute Entwicklung waren sowohl die Exporte i. w. S. (+12%) als auch die rege Investitionstätigkeit (+7%).

Während das I. Quartal dieses Jahres mit real +4,4% den höchsten Zuwachs seit dem III. Quartal 1990 brachte, fiel der Anstieg im II. Quartal mit +4% etwas geringer aus. Diese leichte Abschwächung ist auf eine Dämpfung der Zunahme der Exporte i. w. S. und der Investitionen zurückzuführen. Zudem stand im II. Quartal ein halber Arbeitstag weniger zur Verfügung als im Vorjahr, während das I. Quartal einen halben Arbeitstag mehr aufwies. Saisonbereinigt stieg das BIP gegenüber der Vorperiode im I. Quartal um 1,1% und im II. Quartal um 0,5%.

Der private Konsum belebte sich im zweiten Vierteljahr merklich und war um 2,4% höher als 1997 (I. Quartal 1998 +1,2%). Neben der zunehmenden Verlagerung der Konjunktur auf die Inlandsnachfrage spielte hier auch der späte Ostertermin eine Rolle. Im gesamten 1. Halbjahr erhöhten sich die Ausgaben der inländischen Haushalte real um 1,8%.

Die Bruttoanlageinvestitionen überstiegen das Vorjahresniveau im 1. Halbjahr um 7%; erreichte die Rate im I. Quartal noch +8,9%, so betrug sie im II. Quartal nur noch +5,5%. Allerdings begünstigten im I. Quartal sowohl das milde Wetter als auch der im Zuge der Haushaltskonsolidierung zur Erreichung der Maastricht-Kriterien rückgestaute und nunmehr verwirklichte Bedarf an Straßenbauvorhaben die Bauinvestitionen: Sie stiegen, trotz der schlechten Baukonjunktur im I. Quartal um 10,8%, im II. Quartal um nur 3,8%.

Mit dem Nachlassen des Wachstums der Exporte i. w. S. von +12,8% im I. Quartal auf +11,3% im II. Quartal war eine ähnlich starke Dämpfung der Importentwicklung i. w. S. von +11,7% auf +10% zu beobachten. Im 1. Halbjahr erhöhten sich die Exporte i. w. S. um 12% und die Importe um 10,8%.

Auf der Entstehungsseite waren im II. Quartal die dynamischsten Bereiche die Sachgütererzeugung (einschließlich Bergbau) mit einem realen Wachstum von 6,8% (I. Quartal +8,5%) und das Beherbergungs- und Gaststättenwesen mit +5% (I. Quartal –0,5%). Die Zahl der unselbständig Beschäftigten gemäß VGR-Definition lag im II. Quartal um 1,1% über dem Vorjahresniveau (I. Quartal +0,7%).