23. September 1998 • 1997 kräftiger Rückgang der relativen Lohn- und Lohnstückkosten der Industrie • Alois Guger

Die preisbestimmte Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie verbesserte sich – nach einer deutlichen Verschlechterung in der ersten Hälfte der neunziger Jahre – in den letzten zwei Jahren wesentlich. Nachdem sich in der Aufwertungsphase zwischen 1992 und 1995 die Lohnstückkosten in einheitlicher Währung relativ zum Durchschnitt der Handelspartner um 5,7% erhöht hatten, verringerten sie sich 1996 und 1997 um 7%.

Allein 1997 sanken durch mäßige Arbeitskostensteigerungen (+1,9%) und hohe Produktivitätszuwächse (+7,3%) in der österreichischen Industrie die Lohnstückkosten um 5%, während sie im Durchschnitt der wichtigsten Handelspartner um nur rund 2% zurückgingen. Da sich Pfund und Dollar sowie die Lira 1997 weiter kräftig erholten, wertete der Schilling effektiv um 2% ab, sodaß sich die internationale Lohnstückkostenposition der österreichischen Industrie um 4,9% verbesserte (gegenüber der EU +4,4%).

Die internationale Arbeitskostenposition der österreichischen Wirtschaft hat sich seit Anfang der neunziger Jahre durch Wechselkursschwankungen mehrmals deutlich verändert. Heute zählt Österreich zu den Ländern mit den höchsten Arbeitskosten und liegt in der Arbeitskostenhierarchie an 6. Stelle – 1991 hatte Österreich noch den 10. Platz eingenommen.

Die Arbeitsstunde kostete 1997 in der österreichischen Industrie 274 S. Nur in der BRD (+23%), der Schweiz (+11%) und in Norwegen (+7%) ist der Faktor Arbeit wesentlich teurer. In Dänemark und Belgien zahlt die Industrie geringfügig mehr, und in Schweden und Finnland etwas weniger als in Österreich. In Italien, Frankreich und den USA liegen die Arbeitskosten um 18% und in Großbritannien um 25% unter dem heimischen Niveau. Im EU-Durchschnitt war 1997 die Arbeitsstunde um 10% billiger als in Österreich.

Durch einen Rückgang der Ausfallzeiten (z. B. Krankenstände) sank der Anteil der Lohnnebenkosten an der Leistungsentlohnung von 98,7% im Jahr 1996 auf 97,7% 1997.

Abbildung 1: Arbeitskosten in der verarbeitenden Industrie 1997

Auf Schillingbasis, Österreich = 100

Q: Oesterreichische Nationalbank, eigene Berechnungen. – 1)  1996

Die Werte für Ungarn, Polen Tschechien und die Slowakei wurden auf Basis der Werte des Instituts der deutschen Wirtschaft für 1993 (Guger, 1995) mit den Daten des WIIW über die Lohnentwicklung fortgeschrieben.

1997 kostete die Arbeitsstunde in der verarbeitenden Industrie Österreichs 274 S. Österreich zählt damit zu den Ländern mit den höchsten Arbeitskosten. Nur in der BRD, in Norwegen und der Schweiz ist der Faktor Arbeit wesentlich teurer. Im EU-Durchschnitt zahlte die Industrie um 10%, in Italien, Frankreich und den USA um 18% und in Großbritannien um ein Viertel weniger. Die Industrieländer im Fernen Osten zahlten ein Viertel bis 30% und die östlichen Nachbarn Österreichs rund ein Siebentel der österreichischen Arbeitskosten.

Abbildung 2: Entwicklung der relativen Lohn- und Lohnstückkosten in der verarbeitenden Industrie

Auf Schillingbasis

Durch höhere Lohnzuwächse und die Aufwertung des Schillings (Wechselkurseffekt) verteuerte sich die Arbeitsstunde in der Industrie Österreichs stärker als in der BRD und im Durchschnitt der Handelspartner. Während in den achtziger Jahren dieser Anstieg der relativen Lohnkosten durch entsprechend größere Produktivitätssteigerungen wettgemacht wurde und die relativen Lohnstückkosten leicht sanken, stiegen in der ersten Hälfte der neunziger Jahre trotz stärkerer Produktivitätszuwächse die Lohnstückkosten relativ zu den Handelspartnern; durch geringeren Lohnauftrieb und die Erholung einiger wichtiger Währungen sanken sie 1996 und 1997 deutlich.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/1998!