18. September 1998 • Die Märkte in Fernost: Trotz Krise für Österreich attraktiv • Peter Egger, Jan Stankovsky

Ende 1997 brach in Fernost eine Finanz- und Währungskrise aus. Nach Bewältigung der gegenwärtigen Probleme kann aber wieder mit einem kräftigen Aufschwung gerechnet werden. In einer WIFO-Umfrage – die auf dem Höhepunkt der Krise durchgeführt wurde – rechnen 62% der Unternehmen mit einer Steigerung der Exporte nach Fernost, 29% erwarten keine Veränderung. Unter den Direktinvestoren überwiegt ebenfalls die Einschätzung der Situation als stabil.

Österreich partizipierte bisher an dem wirtschaftlichen Aufschwung der Region nur wenig: Der Anteil der Exporte nach Fernost (ohne Japan) beträgt 3%; besonders schwach ist der Export von Konsumgütern und kommerziellen Dienstleistungen. Die österreichischen Lieferungen nach Fernost haben sich zwischen 1989 (10 Mrd. S) und 1997 (22½ Mrd. S) mehr als verdoppelt (+10,7% p. a.), der Gesamtexport stieg in dieser Zeit um nur 66%. Im I. Quartal 1998 reagierte die Importnachfrage der von der Krise betroffenen Länder nur wenig (–3,0%). 1996 entfielen 0,23% der Gesamtimporte der Länder in Fernost auf Österreich, 1997 nach vorläufigen Daten 0,17%; dieser Marktanteil war etwas niedriger als im Jahr 1989. Die österreichischen Direktinvestitionen in Fernost sind sehr gering: Über sechs Jahre (1992 bis 1997) kumuliert betragen die Neuinvestitionen nur 1,0 Mrd. S.

Die WIFO-Umfrage lieferte folgende Hinweise auf Schwierigkeiten im Fernostexport: Für die Mehrheit der Exporteure (58%) besteht in den großen Mentalitätsunterschieden zwischen Westeuropa und Fernost ein Problem. Eine hohe Zollbelastung bildet für 53% der Unternehmen einen wichtigen Hinderungsgrund. 45% der Unternehmen sehen das hohe Wechselkursrisiko in fernöstlichen Ländern als Belastung.

Laut Geschäftsbericht der OeKB (1998) erreichte der Stand der Haftungen aus Exportkrediten laut Ausfuhrförderungsgesetz für Asien Ende 1997 70,4 Mrd. S; davon entfielen auf Fernost-Länder 46 Mrd. S. Die höchsten Haftungszusagen lagen für Indonesien (17,6 Mrd. S) und China (17,1 Mrd. S) vor (Thailand 6,0 Mrd. S, Vietnam 3,0 Mrd. S). Ein großer Teil der durch Garantien gedeckten Kredite an Fernost wurde im Rahmen des geförderten Verfahrens der Oesterreichischen Kontrollbank finanziert.

Die Fernostkrise sollte keineswegs als eine Ex-post-Rechtfertigung für das geringe Engagement der österreichischen Wirtschaft mißbraucht werden. Die Vernachlässigung dieses Marktes kostete wahrscheinlich viel mehr an potentiellen Arbeitsplätzen im Inland, an Umsätzen und Erträgen als das (unwahrscheinliche) Worst-case-Szenario in den betroffenen Ländern. Die Krise in der Region sollte vielmehr als eine Chance angesehen werden, in einer psychologisch günstigen Situation und früher als die Mitbewerber die Versäumnisse nachzuholen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/1998!