28. August 1998 • Zukunftssicherung mit Hochtechnologie • Gernot Hutschenreiter

Innovationsstärke bedeutet Standortqualität – Zuwenige Patente auf High-tech-Produkte – Hochtechnologie beschleunigt Defizitabbau im Außenhandel – Zahl der Internet-Anschlüsse im EU-Durchschnitt.

Je besser das Innovationssystem funktioniert, desto größer sind die Chancen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Der vor kurzem veröffentlichte "Technologiebericht 1997" ortet hier noch immer einen gewissen Nachholbedarf. Für die Attraktivität des Industriestandorts Österreich, so hatte eine WIFO-Befragung unter in Österreich tätigen Managern im Jahr 1997 ergeben, sind nicht die Stärken des Innovationssystems, sondern Faktoren wie politische Stabilität, öffentliche Sicherheit sowie Kultur- und Freizeitangebot ausschlaggebend. "Dennoch werden", weist WIFO-Experte Gernot Hutschenreiter auf die Diskrepanz zwischen tatsächlicher Bedeutung und Bewertung in der Befragung hin, "Schwächen des Innovationssystems als Defizite der Standortqualität wahrgenommen." Die von den Managern angeführten Mängel betreffen die Liberalisierung und die Kosten im Telekommunikationsbereich, die Verfügbarkeit von Risikokapital, die Reformbereitschaft, Forschungseinrichtungen von internationalem Format sowie die Akzeptanz neuer Technologien.

Vor diesem Hintergrund ist ein im Technologiebericht angeführtes österreichisches Spezifikum im Bereich der Patentaktivitäten verständlich: Der Schwerpunkt der Anmeldungen beim Europäischen Patentamt liegt im Bereich Bauwesen, während wichtige Hochtechnologiebereiche, z. B. Instrumente, Elektronik und Nachrichtentechnik, im internationalen Vergleich deutlich unterrepräsentiert sind.

Auch zur Senkung des Defizits im Außenhandel mit Industriewaren solle, meint Hutschenreiter unter Hinweis auf eine 1997 erstellte WIFO-Analyse, der Hebel im Bereich der Innovationen angesetzt werden. Denn ein Großteil des genannten Defizits entstehe im Handel mit humankapitalintensiven Gütern, darunter auch Hochtechnologie. Im langfristigen Vergleich wachsen die internationalen Märkte für technologisch anspruchsvolle Güter rascher als jene für Waren mit geringem Technologiegehalt; im Handel mit High-tech-Produkten sind besonders hohe Zuwachsraten zu verzeichnen. Die Tatsache, daß sich die Struktur der österreichischen Exporte allmählich zugunsten technologisch anspruchsvollerer Waren verschiebt, ist erfreulich. Allerdings konnte dadurch die Zunahme des Defizits im Außenhandel mit arbeitsintensiven Produkten nicht kompensiert werden.

Gemessen an den Ausgaben für Informations- und Kommunikationstechnologien konnte Österreich dank des Aufholprozesses der vergangenen Jahre zum westeuropäischen Durchschnitt aufschließen. Ein Indikator dafür ist die Zahl der ans Internet angeschlossenen Rechner. Anfang 1997 gab es in den OECD-Staaten rund 15 Mill. Internet-Hosts. Die größte Internet-Dichte im Verhältnis zur Bevölkerung ist in Finnland zu verzeichnen. Österreich liegt etwas unter dem EU-Durchschnitt, aber deutlich vor Deutschland.

Der "Österreichische Technologiebericht 1997" wurde von Gernot Hutschenreiter, Norbert Knoll (WIFO), Fritz Ohler und Manfred Paier (Forschungszentrum Seibersdorf) im Rahmen des Programms "tip – Technologie: Information, Politikberatung" erstellt. tip beruht auf einer Initiative der Bundesministerien für wirtschaftliche Angelegenheiten sowie für Wissenschaft und Verkehr und wird vom WIFO in Kooperation mit dem Forschungszentrum Seibersdorf durchgeführt. Der Bericht umfaßt 90 Seiten und ist zum Preis von S 350,– erhältlich. Bestellungen richten Sie bitte an Christine Kautz, Tel. (++43 1) 798 26 01/282, Fax (++43 1) 798 93 86, e-mail kautz@wifo.ac.at.