22. Juli 1998 • Sinkende Abwanderung, Investitionsboom im Agrarsektor trotz Einkommensverlusten. Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft 1997 in den Bundesländern • Matthias Schneider

Der Agrarsektor steigerte 1997 seinen Rohertrag sowohl dem Volumen nach als auch dem Wert nach leicht. Die aus der Land- und Forstwirtschaft erzielten Einkommen sanken trotzdem (nach dem Einbruch 1996) weiter. Erheblichen Einbußen der Landwirtschaft stand ein positives Ergebnis der Forstwirtschaft gegenüber. Die Verluste in der Landwirtschaft sind auf gekürzte Direktzahlungen aus öffentlichen Kassen zurückzuführen. Die Waldbesitzer profitierten von der guten Holzkonjunktur.

Kürzung der Direktzahlungen drückt Agrareinkommen

Nach den ersten Ergebnissen der Land- und forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung stieg die Agrarproduktion 1997 dem Volumen nach leicht und entsprach damit etwa dem mittelfristigen Trend. Eine gute Holzkonjunktur hob den Index der Agrarpreise um etwa 2½% an. Das etwas höhere Angebot und die anziehenden Preise ließen den Wert der agrarischen Endproduktion und auch die Bruttowertschöpfung der Land- und Forstwirtschaft um jeweils etwa 2½% zunehmen. Das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft (Beitrag zum Volkseinkommen) sank allerdings um rund 4% unter den Wert des Vorjahres. Hauptverantwortlich für diese Einbußen waren niedrigere Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe: 1997 wurden insgesamt 20,5 Mrd. S an Direktzahlungen ausgeschüttet, um rund 2,2 Mrd. S oder ein Zehntel weniger als im Vorjahr. Die Steigerung der Erträge aus der Produktion glich die Kürzung der Subventionen nur zum Teil aus. Unter der Annahme unveränderter Direktzahlungen wäre 1997 als gutes Agrarjahr mit überdurchschnittlichen Ertrags- und Einkommenszuwächsen für die Bauern einzustufen gewesen.

Die Abwanderung aus der Landarbeit war in der ersten Hälfte der neunziger Jahre überdurchschnittlich hoch. Seit Anfang 1996 ist eine ausgeprägte Verlangsamung festzustellen. 1997 waren um rund 2,8% weniger Arbeitskräfte im Agrarsektor hauptberuflich beschäftigt als im Vorjahr. Dies ist die geringste jährliche Abnahmerate seit Mitte der achtziger Jahre.

Überdurchschnittliche Rohertragszuwächse im Westen und im Burgenland

1997 wurde die Entwicklung des agrarischen Rohertrags in den Bundesländern in ungewohnt hohem Maße von regionalen Standorteinflüssen geprägt. Besonders hervorzuheben sind krasse Unterschiede im Holzeinschlag und in der Lage auf dem Holzmarkt, die eine sehr unterschiedliche Entwicklung der Erträge aus der Forstwirtschaft zur Folge hatten. Ungewöhnlich stark divergierten auch die Weinernten. Unterschiede der Produktionsstruktur waren 1997 für die Rohertragsentwicklung von geringerer Bedeutung als in den meisten Jahren davor.

Die Land- und Forstwirtschaft von Salzburg erzielte 1997 gemessen an der Entwicklung der agrarischen Endproduktion (Rohertrag) mit +12,3% gegenüber dem Vorjahr des beste Ergebnis unter den Bundesländern. Auch für das Burgenland, Kärnten, Tirol und Vorarlberg wurden mit +5% bis +8% überdurchschnittliche Resultate ermittelt. In Salzburg sowie in Tirol und Vorarlberg geht der Vorsprung auf sprunghafte Ertragszuwächse in der Forstwirtschaft zurück. Auch Kärnten profitierte dank seines Waldreichtums von der guten Holzkonjunktur, der Holzeinschlag wurde hier allerdings etwas eingeschränkt. Im Burgenland prägte die Erholung im Weinbau unterstützt von höheren Erträgen aus der Forstwirtschaft das positive Ergebnis. In Oberösterreich (+2,5%) wurden überdurchschnittliche Ertragszuwächse in der Forstwirtschaft und im Pflanzenbau durch Einbußen in der dort besonders wichtigen Rinder- und Milchproduktion zum Teil aufgewogen. In der Steiermark (–0,2%) stagnierte nach zwei Jahren überdurchschnittlichen Wachstums der agrarische Rohertrag. Höheren Erträgen aus dem Pflanzenbau und aus der Tierhaltung standen Einbußen aus der Forstwirtschaft gegenüber, weil der Holzeinschlag erheblich gedrosselt wurde. In Niederösterreich und in Wien blieb der agrarische Rohertrag 1997 mit jeweils –0,9% knapp unter dem Vorjahreswert, primär infolge der Mißernte an Wein. In Niederösterreich stagnierte zudem der Ertrag aus der Tierhaltung, und die Forstwirtschaft verbuchte nur geringe Mehreinnahmen, weil der Holzeinschlag erheblich reduziert wurde.

Die Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe waren 1997 in allen Bundesländern außer Vorarlberg niedriger als im Vorjahr. Die Vorarlberger Bauern profitierten von der neu eingeführten "Vorarlberger Umweltbeihilfe". 1997 entsprachen die an die Landwirtschaft insgesamt ausgeschütteten Direktzahlungen im Durchschnitt der Bundesländer rund 40,5% des Wertes des gesamten landwirtschaftlichen Rohertrags (zu Marktpreisen). Dies belegt die hohe Bedeutung dieser Transfers für die Einkommensbildung in der Landwirtschaft und insbesondere auch für die Rentabilität der agrarischen Produktion unter den Bedingungen der GAP.

In Wien blieben die Direktzahlungen 1997 mit 5,8% gemessen am Rohertrag der Landwirtschaft untypisch niedrig. Die Wiener Gartenbaubetriebe waren von der planmäßigen Verringerung der degressiven Ausgleichszahlungen besonders betroffen. In den anderen Bundesländern lagen die Direktzahlungen 1997 zwischen rund 30% (Steiermark) und 58% (Tirol) gemessen am Rohertrag zu Marktpreisen. Die erheblichen regionalen Differenzen sowohl im Niveau als auch in der Entwicklung der Direktzahlungen erklären sich primär aus der Produktionsstruktur des jeweiligen Bundeslandes, dessen Einstufung und Förderung als benachteiligtes Gebiet sowie aus der Beteiligung der landwirtschaftlichen Betriebe an einzelnen Programmen, insbesondere am Umweltprogramm.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/1998!