21. Juli 1998 • Investitionspläne der Industrie für 1998 deutlich nach oben korrigiert. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Frühjahr 1998 • Michael Pfaffermayr

Nach den Ergebnissen des jüngsten WIFO-Investitionstests unter rund 2.800 Betrieben aus Industrie, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung und den Sondergesellschaften ist 1998 ist eine Ausweitung der Investitionen um 6,3% geplant. Einschließlich der nicht erfaßten Bereiche (wie Gewerbe, Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die realen Bruttoanlageinvestitionen voraussichtlich um 4,2% zunehmen und damit die österreichische Konjunktur wesentlich stützen.

Der Konjunkturaufschwung hat die österreichische Industrie 1997 voll erfaßt, die Sachgüterproduktion (die auch kleinere Gewerbebetriebe umfaßt) stieg 1997 um 4,3%. Für 1998 prognostiziert das WIFO ein reales Wachstum von 6%. Relativ stabile Wechselkurse, weniger restriktive Fiskalpolitik, niedriges nominelles Zinsniveau, sinkende Erdölpreise und eine ausgezeichnete Gewinnsituation bilden günstige Rahmenbedingungen für den Konjunkturaufschwung in Europa. Die österreichischen Industriebetriebe konnten im letzten Jahr zudem ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen: 1997 sanken die Lohnstückkosten um 5,2%. Bedingt durch die günstige Wechselkursentwicklung und die hohen Produktivitätssteigerungen dürfte sich die Lohnstückkostenposition im Vergleich zu den Handelspartnern zwischen 1997 und 1999 um etwa 10% verbessern. Diese Entwicklung sollte eine signifikante Ausweitung der Exporte sowie Marktanteilsgewinne auf den wichtigen Auslandsmärkten ermöglichen und eine Fortsetzung der Industriekonjunktur in Österreich gewährleisten. Neben der kräftigen Expansion der Exporte trägt zunehmend die anziehende Nachfrage nach Investitionsgütern und Vorleistungen den Aufschwung.

Das Wachstum der Industrieproduktion wird sich im nächsten Jahr nicht weiter beschleunigen, aber seine hohe Rate beibehalten. Im jüngsten WIFO-Konjunkturtest vom Juni 1998 lagen die vier wichtigsten Konjunkturindikatoren – Einschätzung des gesamten Auftragsbestands, der Auslandsaufträge, des Produktionsvolumens in den nächsten Monaten und der Geschäftslage – über ihrem Vorjahresniveau. Allerdings hat sich die Einschätzung der Industrieunternehmen seit nunmehr einem Jahr kaum mehr verbessert, sondern auf hohem Niveau stabilisiert. Die Produktionserwartungen liegen sogar merklich unter dem Spitzenwert vom März. Diese Entwicklung entspricht zum einen dem üblichen Verlauf des Konjunkturzyklus, reflektiert aber auch Unsicherheiten, die u. a. durch die Finanzkrise in Südostasien entstanden sind. Das WIFO geht allerdings davon aus, daß die österreichische Exportwirtschaft durch die tiefe Krise in Asien nicht nachhaltig beeinflußt wird. Für 1999 erwartet das WIFO eine leichte Abschwächung des realen Wachstums der Sachgüterproduktion auf 5,0%.

Die österreichische Industrie hat schon in den letzten Jahren kräftig investiert. Eine wichtige Rolle spielten Großprojekte der Papierindustrie und der Autozulieferer. Der erhöhte Wettbewerbsdruck und die Beschleunigung des Strukturwandels machten umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen notwendig. Im Vorjahr war die Investitionstätigkeit der österreichischen Industrieunternehmen noch von Unsicherheiten geprägt, die ursprünglichen Investitionspläne wurden etwas zurückgenommen und zum Teil in das Jahr 1998 aufgeschoben. Die Hochrechnung der jüngsten Befragungsergebnisse ergibt für 1998 in der Industrie ein Investitionsvolumen von 63,1 Mrd. S, nominell um 9,4% und real um 7,6% mehr als 1997. Die Erträge und damit die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen blieben in den vergangenen Jahren hoch und konnten 1997 gesteigert werden. Das niedrige Zinsniveau bietet nach wie vor günstige Finanzierungsbedingungen. Gemeinsam mit den optimistischen Nachfrageerwartungen herrscht damit ein günstiges Investitionsklima, sodaß aus makroökonomischer Sicht die Voraussetzungen für weiterhin hohe Investitionen gegeben sind. Die Investitionsquote wird 1998 auf voraussichtlich auf 6,4% steigen (nach 6,2% 1997).

Die österreichische Bauwirtschaft hat sich derzeit vom gesamtwirtschaftlichen Konjunkturaufschwung abgekoppelt, die Baukonjunktur ist gespalten: Zwar wird die Nachfrage nach Sanierungs- und Modernisierungsleistungen insbesondere im privaten Wohnbau durch die Auflösung von Mietzinsreserven angekurbelt, und auch im Tiefbau zeichnet sich infolge von zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten vor allem im Straßenbau und im Bahnbau eine Belebung ab. Im Wohnungsneubau schwächt sich die Nachfrage aber deutlich ab. Vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen Entwicklung in den Bausparten disponieren die Bauunternehmer im jüngsten Investitionstest ihre Investitionen in Maschinen und Geräte differenziert. Angesichts der Abschwächung der Baukonjunktur seit dem Sommer 1997 wurden die Investitionspläne für 1997 etwas zurückgenommen. Nach der jüngsten Hochrechnung des WIFO-Investitionstests dürften die Bruttoanlageinvestitionen in der Bauwirtschaft 1997 4,6 Mrd. S betragen haben, etwa gleich viel wie im Vorjahr. Für 1998 ist ein Volumen von 4,8 Mrd. S zu erwarten (nominell +4% gegenüber 1997).

Im Gegensatz zur Entwicklung in den vergangenen Jahren erwiesen sich die Investitionspläne der österreichischen Elektrizitätswirtschaft für 1997 vom Frühjahr 1997 als relativ robust. Das vorläufige Investitionsvolumen beträgt nun 14,8 Mrd. S (+15,9% gegenüber 1996). Für 1998 war zuletzt ein geringfügiger Rückgang der Investitionen um 1,5% geplant, der nun auf einen Anstieg um 3,5% korrigiert wurde.

Die Verkehrs- und Versorgungsbetriebe schränkten ihre Investitionen 1997 leicht ein (–1,5%) und investierten (nach vorläufigen Ergebnissen) 9,45 Mrd. S. Nach den jüngsten Plänen sollen ihre Investitionen 1998 um 8,6% zunehmen (im Herbst 1997 war eine Ausweitung um 11,1% vorgesehen). Außer der Fernwärmewirtschaft planen alle Bereiche für 1998 einen Anstieg der Investitionen, am kräftigsten wird er in der Gaswirtschaft und im Verkehrssektor sein.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/1998!