20. Juli 1998 • Leichter Rückgang der Sozialquote. Österreichs Sozialausgaben 1996 • Alois Guger

Die Sozialquote war Anfang der neunziger Jahre durch zusätzliche Leistungen wie das zweite Karenzjahr, die Kinderabsetzbeträge und das Pflegegeldsystem, kräftig gestiegen und hatte sich 1994 und 1995 bei 29,7% stabilisiert. 1996 sank sie durch die Maßnahmen des ersten Sparpakets trotz einer deutlichen Abschwächung der Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit geringfügig auf 29,5%.

Die nach dem Europäischen Systems der integrierten Sozialschutzstatistik (ESSPROS) definierten Sozialausgaben betrugen 1996 in Österreich insgesamt 714 Mrd. S oder 29,5% des Bruttoinlandsproduktes. Die Sozialquote (1994 und 1995 29,7%) sank damit 1996 trotz einer schwachen Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit.

In den achtziger Jahren war sie relativ stabil und schwankte nur konjunkturbedingt: Sie erhöhte sich in den Jahren schwachen Wachstums bis 1987, sank aber mit der Erholung der Konjunktur sogar unter das Niveau von 1980. Leistungserhöhungen wie die Einführung des zweiten Karenzjahres, verbesserte pensionsrechtliche Regelungen für Frauen, die Kinderabsetzbeträge und das Pflegegeld hatten in den Jahren 1991 bis 1994 einen strukturbedingten Anstieg der Sozialquote zur Folge.

Trotz der Abschwächung der Konjunktur in den Folgejahren stabilisierte sich die Sozialquote 1995 und sank 1996 im Gefolge der Maßnahmen im Rahmen des ersten Sparpakets. Angesichts des einsetzenden Aufschwungs und der weiteren, verstärkten Bemühungen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte dürfte sich diese Entwicklung in den Jahren 1997 und 1998 fortsetzen.

Im bisherigen Verlauf der neunziger Jahre (1991/1996) stiegen die Sozialausgaben insgesamt um 36,5%. Überdurchschnittlich nahmen in dieser Periode die Ausgaben für Arbeitslosigkeit (+61,5%), für Invalidität (+55,5%) und die Familienleistungen (+43,4%) zu.

Der Umfang der Sozialausgaben entspricht in Österreich jenem in den anderen europäischen Staaten mit ähnlicher Sozial- und Wirtschaftsstruktur. Die Sozialquote lag in Österreich 1995 knapp über dem EU-Durchschnitt von 28,4%, das entsprach wie in Belgien dem sechsten Rang unter den 15 EU-Ländern. Der Durchschnitt wird durch die äußerst niedrigen Sozialausgaben der südeuropäischen Länder gedrückt.

Die Struktur der Sozialausgaben unterscheidet sich in Österreich insofern beträchtlich vom EU-Durchschnitt, als die Ausgaben für die Altersversorgung (Österreich 48%, EU 44%) und Familie (11% bzw. 8%) eine viel größere Rolle spielen als im Durchschnitt der Gemeinschaft; die Ausgaben für Arbeitslosigkeit (6% bzw. 8%) oder Krankheit und Invalidität (Österreich 33%, EU 36%) sind dagegen in Österreich merklich niedriger.

Abbildung 1: Sozialausgaben der EU-Staaten, 1995

Q: Eurostat; ESSPROS-Sozialdatenbank, Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Abbildung 2: Struktur der Sozialausgaben


Q: ESSPROS-Sozialdatenbank, Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/1998!