22. Juni 1998 • Dynamische Entwicklung der produktionsnahen Dienstleistungen in Österreich • Michael Pfaffermayr

Der Sektor der produktionsnahen Dienstleistungen verzeichnete in Österreich in den vergangenen Jahren eine ausgezeichnete Performance: Die Wachstumsraten von Wertschöpfung und Beschäftigung waren deutlich höher als in den anderen Wirtschaftsbereichen. Nach den letztverfügbaren (1996) Informationen erwirtschafteten die Unternehmen in diesem Dienstleistungsbereich 126,2 Mrd. S, das entspricht 5,2% des BIP. Im Jahresdurchschnitt waren 1997 in diesem Sektor 143.490 Unselbständige beschäftigt. Gemessen am Anteil der selbständig und unselbständig Beschäftigten im Bereich produktionsnaher Dienstleistungen und in der Immobilienbranche liegt Österreich allerdings deutlich hinter den meisten OECD-Ländern zurück.

Der Sektor der produktionsnahen Dienstleistungen umfaßt einen sehr heterogenen Bereich von Tätigkeiten, die vom tertiären Sektor angeboten und von Industrieunternehmen, aber auch von anderen großen Dienstleistungsunternehmen wie Banken und Versicherungen nachgefragt werden. Die ausgezeichnete Performance dieses Sektors ist auch in der Auslagerung von Dienstleistungsaktivitäten aus dem Produktionssektor begründet. Die meisten Wirtschaftsforscher stimmen jedoch darin überein, daß sich produktionsnahe Dienstleistungen eher unterstützend und ergänzend zur Industrie entwickeln und netto neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden. Wegen des hohen Spezialisierungsgrades der Dienstleistungsunternehmen und weil ständig neue Dienstleistungsangebote hinzukommen, steigert der Einsatz produktionsnaher Dienstleistungen die Produktivität in den nachgelagerten Industriebereichen und beeinflußt damit das langfristige Wachstum dieser Sektoren positiv. Ein reichhaltiges Angebot an produktionsnahen Dienstleistungen hebt die Qualität eines Standortes und damit die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes nachhaltig.

Nach den Angaben des ÖSTAT stieg die Wertschöpfung im Sektor der produktionsnahen Dienstleistungen seit 1987 nominell um durchschnittlich 10,0% pro Jahr. Real entspricht dies einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,8%. Die Sachgüterproduktion expandierte in diesem Zeitraum nominell um nur 3,5% pro Jahr (real +1,9%). Auch die Beschäftigungsentwicklung spiegelt größere Dynamik wider: Die Zahl der Erwerbstätigen wuchs im Sektor der produktionsnahen Dienstleistungen (nach den ÖSTAT-Daten, die nicht mit den Angaben des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger vergleichbar sind) jährlich im Durchschnitt um 5,5%. Im Bereich aller Dienstleistungen, die von Privaten erbracht werden, betrug der Zuwachs durchschnittlich 1,5%, in der Sachgüterproduktion nahm die Beschäftigtenzahl durchschnittlich um 1,4% ab.

Allerdings liegt der Anteil der selbständig und unselbständig Beschäftigten in Österreich im Bereich produktionsnaher Dienstleistungen und in der Immobilienbranche nach den letzten international vergleichbaren Daten für 1994 mit 6,1% deutlich hinter den meisten OECD-Ländern zurück. In der Industrie bestehen also noch beträchtliche Auslagerungspotentiale – umgekehrt gibt es im Sektor der produktionsnahen Dienstleistung zusätzliche Beschäftigungspotentiale und Spezialisierungsmöglichkeiten, die nicht zu Lasten der Industriebeschäftigung gehen müssen. Am höchsten war der Beschäftigtenanteil der produktionsnahen Dienstleistungen in den USA (10,1%), in Frankreich (8,1%), Schweden (7,9%) und den Niederlanden (7,5%). Mit 4,4% war der durchschnittliche Beschäftigungszuwachs zwischen 1984 und 1994 in Österreich jedoch überdurchschnittlich. Eine höhere durchschnittliche Zuwachsrate verzeichneten nur die Niederlande (5,4%).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/1998!