28. April 1998 • Exportgetragenes Wirtschaftswachstum 1997 • Ewald Walterskirchen

Die Belebung der europäischen Konjunktur und die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exporteure ließen die österreichische Wirtschaft 1997 kräftig expandieren – so faßt Ewald Walterskirchen im jüngsten WIFO-Monatsbericht die Analyse der Wirtschaftsentwicklung im Jahr 1997 zusammen. Das Wirtschaftswachstum beschleunigte sich auf 2,5% (nach +1,6% 1996) und erreichte damit wieder den mittelfristigen Trend.

Im internationalen Vergleich weist Österreich eine gute makroökonomische Performance auf: Das Wirtschaftswachstum war 1997 ebenso hoch wie im Durchschnitt der EU-Länder und um ¼ Prozentpunkt höher als in Deutschland. Auch im Zeitraum 1990/1997 überstieg es den EU-Durchschnitt um ½ Prozentpunkt – ein Hinweis auf eine gute Bewältigung von Währungsturbulenzen, Ostöffnung und EU-Beitritt. Inflationsrate und Arbeitslosenquote sind im internationalen Vergleich sehr niedrig. Auf der Passivseite der wirtschaftspolitischen Bilanz stehen eine relativ langsame Strukturanpassung sowie anhaltende Budget- und Leistungsbilanzdefizite.

Die günstige Entwicklung im Jahr 1997 war von einem Exportboom getragen, der auch auf die Investitionstätigkeit ausstrahlte. Die Bauwirtschaft erzielte dank Sonderfaktoren – mildes Winterwetter und Auflösung von Mietzinsreserven – Zuwächse, privater und öffentlicher Konsum kamen jedoch kaum über das Vorjahresniveau hinaus.

Die Inlandsnachfrage wurde durch die entschiedenen Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung relativ wenig gedämpft, da die Österreicher den Rückgang der verfügbaren Einkommen durch geringeres Sparen ausglichen und die Gewinne im Gefolge des Exportbooms stiegen. Das Defizit der öffentlichen Haushalte konnte 1997 auf 2,5% des BIP gedrückt werden, Österreich erreichte die Fiskalkriterien für den Eintritt in die Wirtschafts- und Währungsunion.

Das Defizit der Leistungsbilanz stabilisierte sich auf einem Niveau von 47,7 Mrd. S (1,9% des BIP). Es bildet kein ernstes wirtschaftspolitisches Problem, weil es wenig mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, sondern eher mit Nettozahlungen an die EU und Defiziten in der Transferbilanz zusammenhängt.

Die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums zeigte positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg 1997 um 12.800, der Zuwachs konzentrierte sich allerdings auf Teilzeitplätze. Eine Wende zum Besseren war in der Sachgüterproduktion zu verzeichnen: Hier ging der seit Jahren anhaltende Beschäftigungsabbau zur Jahreswende 1997/98 praktisch zu Ende.

Die Preisstabilität blieb auch bei anziehender Konjunktur gewahrt. Die Inflationsrate erreichte 1997 mit 1,3% einen Tiefstand. Die preisdämpfenden Effekte des EU-Beitritts wurden zunehmend auch im Dienstleistungssektor wirksam, und das umfangreiche Wohnungsangebot drückte die Mieten bei Neuvermietung.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 4/1998!