30. März 1998 • Cash-flow der österreichischen Industrie etwas über dem europäischen Querschnitt • Michael Peneder, Michael Pfaffermayr

Der Cash-flow der österreichischen Sachgütererzeugung entwickelt sich sowohl im internationalen Vergleich als auch gemessen am Konjunkturverlauf günstig. Dies ist u. a. auf den hohen Anteil kapitalintensiver Branchen und die damit verbundenen hohen Abschreibungsgegenwerte für Investitionen zurückzuführen. Für 1997 schätzen Michael Peneder und Michael Pfaffermayr im Heft 3/1998 der WIFO-Monatsberichte einen Anstieg der Cash-flow-Quote auf 9,3% der Umsatzerlöse (1996 8,8%). Im europäischen Vergleich liegt Österreich gemeinsam mit Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Belgien im guten Mittelfeld, während die Niederlande, Schweden und Dänemark deutlich höhere Cash-flow-Quoten aufweisen.

Die österreichische Industrie profitierte 1997 wie auch im 2. Halbjahr 1996 besonders vom Wachstum der Nachfrage auf den Auslandsmärkten. Im WIFO-Konjunkturtest sind die Geschäftserwartungen der Unternehmen weiterhin optimistischer als im langjährigen Durchschnitt, und die Mehrzahl der Unternehmen schätzt die Auftragsbestände insbesondere aus dem Ausland günstig ein.

Die Verbesserung der Ertragslage wurde auch durch eine Kostenentlastung ermöglicht. Die Senkung der Lohnstückkosten auf Schillingbasis um 3,8%, der Rohstoffkosten um 1,8% und der Rückgang des real-effektiven Wechselkurses um 2% stärkten 1997 die Wettbewerbsposition der österreichischen Industrie im Ausland. Dabei geht – und das ist positiv zu vermerken – der Positionsgewinn überwiegend auf Produktivitätszuwächse (Stundenproduktivität +6%) und in geringerem Maße auf höhere Industriepreise zurück: Die österreichische Sachgütererzeugung behauptet sich zunehmend, ohne – angesichts des intensivierten Standortwettbewerbs und der zunehmenden Konkurrenz der Transformationsländer seit der Ostöffnung – an Selbstfinanzierungskraft einzubüßen und die Löhne zu senken.

Im internationalen Maßstab liegt die Cash-flow-Quote als Indikator der Selbstfinanzierungskraft im Zeitraum von 1986 bis 1995 mit durchschnittlich 8,7% im guten Mittelfeld. Unter den insgesamt 10 vergleichbaren EU-Ländern weisen jeweils 4 Länder einen höheren und 5 Länder einen geringeren Wert als Österreich auf. Die gute Cash-flow-Entwicklung in Österreich ist wesentlich auf die hohe Investitionsneigung und die große Bedeutung kapitalintensiver Branchen zurückzuführen. Der Anteil der erwirtschafteten Gegenwerte für Abschreibungen an den Umsatzerlösen (1995 5,30%, Durchschnitt 1986/1995 4,82%) liegt deutlich über dem Niveau der meisten Vergleichsländer und bleibt nur hinter Portugal und Belgien zurück.

Am höchsten ist die Cash-flow-Umsatz-Relation in Europa in den Niederlanden (1995 mehr als 15%). Die Ertragslage der schwedischen Industrie hat sich in den letzten Jahren sehr verbessert. In Belgien und Dänemark ist die Quote geringfügig höher als Österreich, in Deutschland und Frankreich entspricht sie ebenfalls dem europäischen Durchschnitt. Deutlich darunter bleibt die Cash-flow-Quote in Italien und Spanien, während sich in Portugal ein erfolgreicher Aufholprozeß abzeichnet.

Die Eigenkapitalquote als Kennzahl der finanziellen Unabhängigkeit von Unternehmen hat in Österreich von niedrigem Niveau aus seit Anfang der neunziger Jahre aufgeholt und das Niveau Deutschlands erreicht. Sie ist damit allerdings im internationalen Vergleich noch sehr niedrig. Unter 10 europäischen Vergleichsländern weist lediglich Italien einen geringere Eigenkapitalquote auf als Österreich. Am höchsten ist die Relation zwischen Eigenkapital und Bilanzsumme (1995) in den Niederlanden, in Portugal, Dänemark, Spanien und Belgien. Die Werte für Frankreich und Schweden entsprechen etwa dem Durchschnitt.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/1998!