26. März 1998 • Tabaksteuer und Zigarettenabsatz in Österreich • Wilfried Puwein, Michael Wüger

Der Pro-Kopf-Absatz an Zigaretten in Österreich war in den letzten 20 Jahren tendenziell rückläufig. Der Zigarettenkonsum geht mit steigendem Bildungsniveau zurück, Einkommenszuwächse erhöhen die Nachfrage unterproportional. Sieht man von kurzfristigen Vorzieheffekten ab, so wird der Zigarettenabsatz durch Preisanhebungen relativ wenig beeinflußt. Raucher nutzen aber gerne die niedrigeren Zigarettenpreise im Ausland oder in Duty-free-Shops.

Die wichtigste Komponente des Zigarettenpreises ist der Steueranteil. In der EU werden Zigaretten in Dänemark (Steueranteil am Verbraucherpreis der meistverkauften Zigarettensorte über 82%) und in Portugal (81%) am höchsten, in Deutschland und Luxemburg (69%) am niedrigsten besteuert. In Österreich beträgt der Steueranteil 74%. Für Zigarettendirektimporte nach Österreich ist das Besteuerungsgefälle zu Deutschland und zur Schweiz (Steueranteil 55%) sowie zu den östlichen Nachbarstaaten wesentlich. Besonders niedrig besteuern Tschechien (50%) und die Slowakei (47%) den Einzelhandel mit Zigaretten.

Die Differenzen in der Besteuerung fördern nicht nur den legalen Direktimport, sondern auch den privaten sowie gewerbsmäßigen Zigarettenschmuggel. Damit verbunden sind ein verringerter Zigarettenabsatz im Inland, Verluste an Wertschöpfung in der heimischen Tabakwirtschaft und im Handel sowie verstärkte Devisenabflüsse. Das WIFO schätzt die direkten, legalen abgabenfreien Zigarettenimporte durch Österreicher aus EU-Ländern und Duty-free-Shops der Flughäfen auf 780 Mill. Stück jährlich. Für abgabenfreie Importe aus Nicht-EU-Ländern gilt derzeit eine Höchstgrenze von 25 Stück pro Person, die Importe erreichen 300 Mill. Zigaretten. Insgesamt werden demnach jährlich rund 1,1 Mrd. Zigaretten bzw. 8,4% des Inlandabsatzes importiert. Dem Bund entgehen dabei 1,3 Mrd. S an Steuereinnahmen pro Jahr. Bis zum Juli 1997 (Herabsetzung der Obergrenze für abgabenfreie Direktimporte aus Nicht-EU-Ländern von 200 auf 25 Zigaretten pro Person) betrug der jährliche Steuerentgang 4,8 Mrd. S.

Die preisgünstige Zigarettenbeschaffung war mit ein Grund für Einkaufsfahrten in die östlichen Nachbarländer. Dadurch wurden auch Direktimporte von anderen Waren und Dienstleistungen angeregt. Die Reduktion der abgabenfreien Zigarettenimportmenge hat die Kaufkraftabflüsse aus der Ostregion deutlich verringert und schlug sich in einem sprunghaften Anstieg des Zigarettenabsatzes in Österreich nieder.

Übersicht 1: Anteil von Steuern am Einzelhandelspreis von Zigaretten

1997

 

In %

   

Dänemark

82,4

Portugal

80,6

Großbritannien

78,2

Irland

76,8

Finnland

76,4

Frankreich

76,0

Belgien

74,3

   

Österreich

74,0

   

Italien

73,8

Spanien

73,7

Griechenland

72,8

Schweden

72,6

Niederlande

72,0

Deutschland

69,4

Luxemburg

68,7

Kroatien1)

66,7

Ungarn

63,1

Slowenien1)

58,5

Schweiz

54,6

Tschechien

50,1

Slowakei1)

47,3

Anteil am Einzelhandelspreis der meistverkauften Zigarettensorten. – 1)  Anteil am Einzelhandelspreis der führenden Importzigarette.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/1998!