26. Jänner 1998 • Kein Wachstum der Industrieinvestitionen, erfreuliche Umsatzprognose. Ergebnisse des jüngsten WIFO-Investitionstests • Karl Aiginger, Margarete Czerny, Kurt Kratena

Im Heft 1/1998 der WIFO-Monatsberichte fassen Michael Pfaffermayr, Margarete Czerny und Kurt Kratena die Ergebnisse der aktuellen Investitionsumfrage des WIFO unter rund 2.500 Betrieben aus Industrie, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung, Verkehrs- und Versorgungsbetrieben zusammen: Die Investitionen dürften 1997 um 4,4% gestiegen sein und 1998 um 1,9% zunehmen. Die Industrie weitete ihre Investitionen – nach der Erhöhung um 15% 1996 – im abgelaufenen Jahr nicht aus, und auch heuer sind keine höheren Ausgaben als im Vorjahr zu erwarten. Aufgrund der immer noch schwachen Baunachfrage investiert auch die Bauwirtschaft nur wenig mehr als 1997. Hingegen planen die Verkehrs- und Versorgungsbetriebe eine Ausweitung ihrer Ausgaben um 11,1%. Einschließlich der von der WIFO-Erhebung nicht erfaßten Bereiche (wie Gewerbe, Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen der österreichischen Wirtschaft laut Prognose des WIFO 1998 dem Konjunkturaufschwung entsprechend nominell um 5,4% zunehmen (real +3,6%).

Investitionsplateau in der Industrie

Die österreichische Industrie hat in den letzten Jahren kräftig investiert, sie gab 1996 und 1997 mit jeweils rund 65 Mrd. S nominell um 15% mehr aus als 1995. Für 1998 planen die Unternehmen eine Ausweitung um nur 1,5%. Dieses hohe Niveau geht vor allem auf Großprojekte der Papierindustrie und der Autozulieferer zurück. In einigen anderen Branchen machte der verstärkte Wettbewerbsdruck seit der Ostöffnung und dem EU-Beitritt umfangreiche Rationalisierungsinvestitionen zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit notwendig.

Umsatz steigt vor allem in Branchen mit Standortvorteil

Die Unternehmen erwarten für 1998 einen Umsatz von 1.063 Mrd. S; diese nominelle Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 6,5% entspricht der WIFO-Prognose einer realen Rate von +4,5%. Besonders kräftig expandiert der Umsatz in der Maschinen-, Fahrzeug- und Elektroindustrie, also in technisch anspruchsvollen Produktionszweigen, in denen Österreich langfristig Exporterfolge erzielen wird.

Bauinvestitionen wachsen geringfügig

Vor dem Hintergrund einer im 2. Halbjahr 1997 abermals nachlassenden Baunachfrage gaben die Bauunternehmer für Maschinen- und Geräteinvestitionen 1997 weniger aus, als sie im Frühjahr geplant hatten. Die Bruttoanlageinvestitionen dürften nominell um nur 1,5% zugenommen haben, nach +5% 1996 und einem Rückgang um 31% im Jahre 1995. Die Baukonjunktur war 1997 gespalten: Mit der neuerlichen Kürzung der Ermessensausgaben der öffentlichen Hand gingen die Tiefbauaufträge in der zweiten Jahreshälfte merklich zurück – im Herbst meldeten die Tiefbauunternehmen eine deutlich schlechtere Auftragslage als die Hochbauunternehmen. Dementsprechend drosselten sie ihre Maschinen- und Geräteinvestitionen wesentlich stärker als die Hochbaubetriebe.

Trotz des Aufschwungs der Gesamtwirtschaft wird sich die Bauwirtschaft 1998 voraussichtlich kaum beleben, weil die öffentlichen Ausgaben zurückhaltend bleiben und die Wohnbaukonjunktur schwach ist. Der Sektor wuchs 1997 nur geringfügig (+1%), die jüngste WIFO-Prognose rechnet für 1998 mit einer Rate von +1,5%. Erst 1999 wird die Bautätigkeit kräftig anziehen (+2½%).

Stagnation der Investitionen im Versorgungssektor

Auch die österreichische Elektrizitätswirtschaft hat ihre ursprünglichen Investitionspläne für 1997 im Laufe des Jahres nach unten korrigiert. Das Investitionsvolumen dürfte nunmehr 15,2 Mrd. S betragen haben (+19,6% gegenüber 1996). 1998 werden die Energieversorger insgesamt etwas weniger ausgeben, weil der Verbundkonzern seine Investitionen massiv kürzt. Die Investitionen der Verkehrs- und Versorgungsbetriebe werden 1998 um 11,1% höher sein als 1997. Mit Ausnahme der Fernwärmewirtschaft planen alle Bereiche – vor allem die Gaswirtschaft – höhere Ausgaben als in den letzten Jahren.

Rückfragen zur Gesamtwirtschaft und zur Industrie bitte an Prof. Dr. Karl Aiginger, Tel. (1) 798 26 01/247, zur Bauwirtschaft an Dr. Margarete Czerny (DW 225) und zum Versorgungssektor an Dr. Kurt Kratena (DW 246). Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/1998!