30. Dezember 1997 • Wettbewerbsvorteile für Vorreiter • Angela Köppl

WIFO-Studie bestätigt Porter-Hypothese über First Mover Advantages – Prozeß- und Produktinnovationen bringen meßbare Wettbewerbsvorteile – Umweltpolitische Regulierung läßt Unternehmen ökologisch handeln.

Die Weltklimakonferenz in Kyoto verlieh der international geführten Diskussion über die Wechselwirkung zwischen Umweltpolitik und Wettbewerbsfähigkeit neue Aktualität. Auch angesichts der Tatsache, daß die Europäische Union ihre strikten Reduktionsforderungen zugunsten einer Kompromißlösung aufgab, spricht sich WIFO-Umweltökonomin Angela Köppl weiterhin dafür aus, daß Österreich seine klare Position in der Klimapolitik beibehalten solle. Allerdings sei es, so schränkt sie ein, im Hinblick auf internationalen Gleichklang unerläßlich, daß auch andere Länder den Klimaschutz als wichtiges Anliegen verfolgten.

Um die wirtschaftliche Bedeutung des Umweltschutzes generell zu illustrieren, führt Köppl die First-Mover-Hypothese ins Treffen: Der amerikanische Wissenschafter Michael Porter stellte eine Wirkungskette zwischen staatlichen Regulierungsmaßnahmen, der Innovationsdynamik der Wirtschaft und konkreten Wettbewerbsvorteilen, den "First-Mover Advantages", für die einzelnen Unternehmen her. Die Gültigkeit dieser von Porter für den Umweltbereich formulierten Annahme hat Angela Köppl vor kurzem zusammen mit Claudia Pichl in einer Studie empirisch überprüft. Die Auftragsarbeit erschien unter dem Titel "Wettbewerbsvorteile durch umweltorientierte Innovationen" und basiert auf Material aus den WIFO-Technologie- und Innovationstests (TIT) 1985 und 1990, bei denen die Daten von jeweils 560 Firmen ausgewertet wurden. Vom neuen "Ökoklima" können sowohl die Betriebe profitieren, die die Standards erfüllen müssen, als auch jene, die Lösungen für Umweltprobleme anbieten. Erfolge auf in- und ausländischen Märkten lassen sich sowohl mit Produkt- als auch mit Prozeßinnovationen erzielen. Die besten Aussichten haben die Anwender neuer, sauberer, integrierter Umwelttechnologien. Es sollten sich aber, so Köppls Appell, alle Unternehmen gleichermaßen angesprochen fühlen, "denn eine mit Augenmaß betriebene Vorreiterrolle in der Umweltpolitik birgt generell wirtschaftliche Chancen für den Unternehmenssektor". Zum Beispiel konnte Österreich durch seine eigenen hohen Umweltstandards einen Wettbewerbsvorsprung im Export von Abfallverbrennungsanlagen lukrieren, nachdem Japan seine Standards für Müllverbrennungsanlagen verschärft hatte.

Den Nachweis für die Existenz von Wettbewerbsvorteilen führen die beiden Autorinnen anhand mehrerer Indikatoren, darunter Umsatz-, Export- und Marktanteilsentwicklung, Patent- und Lizenzbilanz sowie Verschiebungen in der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten. Die besten Aussichten auf Umsatzwachstum attestiert Köppl den Unternehmen, die auf Wachstumsmärkten tätig sind und entweder innovative, saubere Technologien anwenden oder aber umweltorientierte Produktinnovationen anbieten. Was die Entwicklung der Exportquote anlangt, so läßt sich eine unterdurchschnittliche Senkung bzw. sogar Erhöhung am ehesten mit der Anwendung neuer, integrierter Umwelttechnologien erzielen. Deren Einsatz bürgt in vielen Fällen auch für Marktstärke: 21% bzw. 26% aller befragten Unternehmen, die auf "saubere Innovationen" setzen, verfügen über einen Weltmarktanteil von mehr als 10%. Für Unternehmen mit "nachgelagerten Innovationen" liegt der Vergleichswert bei knapp 13% bzw. 17%. Dasselbe Bild ergibt sich in bezug auf die Patent- und Lizenzbilanz sowie die Verschiebung der Qualifikationsstruktur. Unternehmen mit Innovationen im Bereich sauberer Technologien können öfter auf eine positive Patent- und Lizenzbilanz verweisen als Unternehmen, die auf nachgelagerte Innovationen setzen, und die Qualifikation ihrer Mitarbeiter steigt in höherem Ausmaß.

Die WIFO-Studie "Wettbewerbsvorteile durch umweltorientierte Innovationen. Überprüfung der First-Mover-These" ist zu einem Preis von S 400,– beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung erhältlich (Frau Kautz, 1103 Wien, Postfach 91, Tel. (+43 1) 798 26 01-282, Fax (+43 1) 798 93 89, e-mail kautz@wifo.ac.at).