4. Dezember 1997 • Arbeitsmarkt durch Belebung der Wirtschaft stabilisiert • Ewald Walterskirchen

Der Exportboom läßt heuer auch die Sachgüterproduktion kräftig expandieren. Diese Produktionsausweitung trägt dazu bei, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren. Die Zahl der Arbeitsplätze steigt, die Arbeitslosigkeit geht aber noch nicht zurück.

Die Exportbelebung hatte in Österreich eine kräftige Ausweitung der Produktion zur Folge. Die Sachgütererzeugung überstieg den Vorjahreswert im I. Quartal (teilweise arbeitstägig bereinigt) um 5½%. Da sich die Produktionserwartungen laut WIFO-Konjunkturtest im Laufe des Jahres weiter verbesserten, ist auch im Jahresdurchschnitt 1997 mit einem deutlichen Anstieg der Sachgüterproduktion zu rechnen.

Im Zuge dieser Entwicklung hat sich der Arbeitsmarkt stabilisiert. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten übertraf im November das Vorjahresniveau um 16.000 (+0,5%) – ein Jahr zuvor war sie noch gesunken. Diese Aufwärtstendenz konzentriert sich jedoch auf Arbeitsplätze für Frauen und dürfte zumindest teilweise auf zunehmende Teilzeitbeschäftigung zurückgehen.

Die Wende in der Entwicklung der Arbeitslosigkeit steht noch aus. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb in den letzten Monaten stabil. Der Anstieg der Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr (6.800 im November) ist vor allem institutionell bedingt (Abschaffung der Sonderunterstützungen). Die international vergleichbare Arbeitslosenquote (laut Eurostat) betrug im November 4,5%.

Die relativ zufriedenstellende Entwicklung des Arbeitsmarktes in Österreich ist umso wichtiger, als der EU-Gipfel in Luxemburg den Arbeitsmarkt stärker ins Rampenlicht rückte. In Deutschland gibt es dagegen noch keine Tendenzwende: Die Arbeitslosigkeit könnte im Winter die 5-Millionen-Grenze überschreiten. Zwischen der Investitionsbereitschaft der Unternehmer in Maschinen und in Arbeit scheint ein gewisser Zusammenhang zu bestehen: Beides setzt eine optimistische Grundstimmung und Risikobereitschaft voraus.

Ein viel weniger erfreuliches Bild bietet die österreichische Leistungsbilanz. Im internationalen Vergleich liegt Österreich an drittletzter Stelle in der EU. Im Laufe dieses Jahres war jedoch auch hier eine positive Wende zu verzeichnen. Im März hatte der kumulierte Leistungsbilanzsaldo seinen Tiefstand erreicht (–16 Mrd. S gegenüber dem Vorjahr), bis zum September ist dieser negative Vorjahresabstand praktisch verschwunden. Die "Normalisierung" der Wechselkurse und die im Zuge der Konsolidierungspolitik geschwächte Inlandsnachfrage trugen wesentlich zu dieser Wende bei.

Die mäßige Inlandsnachfrage war neben den stabilen Lohnstückkosten auch entscheidend dafür, daß Österreich heuer eines der preisstabilsten Länder in Europa wurde. Die Inflationsrate betrug im Oktober 1,1%, nach Ausschaltung der monatlich stark schwankenden Saisonwarenpreise nur 0,9%. Da die Preise auch im nächsten Jahr stabil bleiben dürften, bedeutet dies eine gute Startposition für Österreich in der WWU. Preis- und Lohnstabilität wird sich in der WWU besser in Exporterfolge umsetzen lassen, weil sie nicht mehr durch Abwertungen in Weichwährungsländern konterkariert werden kann. Andererseits sind relative Verschiebungen der Lohn- und Preisstruktur bei nahezu stabilen Preisen schwieriger zu erreichen, die Rolle der Inflation für den Strukturwandel geht verloren.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1997!