2. Dezember 1997 • Vorübergehender Konsumrückgang im 1. Halbjahr • Michael Wüger

Obwohl sich die Konjunktur in den EU-Staaten zunehmend bessert, ist die Konsumnachfrage wegen der restriktiven Budgetpolitik in den meisten Ländern verhalten. Auch in Österreich wurde die Einkommensentwicklung in den letzten zwei Jahren durch Maßnahmen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte gedämpft.

Die ersten Maßnahmen traten etwa Mitte 1996 in Kraft und waren der Grund für deutliche Vorziehkäufe vor diesem Zeitpunkt und eine Kaufzurückhaltung danach. Da Vorziehkäufe in der Regel innerhalb von einem Jahr ausgeglichen werden, waren ihre Auswirkungen auch noch im 1. Halbjahr 1997 zu spüren. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte gingen daher in diesem Zeitraum real um 1% zurück. Besonders stark reagiert auf Einkommensänderungen und fiskalische Maßnahmen die Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern (1. Halbjahr 1997 –9,4%), insbesondere nach Pkw (–22,2%).

Nach Modellrechnungen dämpften die mit Jahresbeginn 1997 in Kraft tretenden Maßnahmen zur Sanierung des Staatshaushaltes das Einkommen der privaten Haushalte um rund 2%. Die gleichwohl verhaltene Konsumentwicklung im 1. Halbjahr (–1%) bedingte deshalb einen Rückgang der Sparquote um rund 1 Prozentpunkt. Die Österreicher reagieren also auch 1997 auf die mäßige Einkommensentwicklung in Summe nicht mit Angst- oder Vorsichtssparen, sondern stützen die Wirtschaftsentwicklung durch eine Verringerung der Sparquote.

Da der Vorjahreseffekt der Vorziehkäufe im 2. Halbjahr 1997 kaum mehr spürbar sein wird, ist im Jahresdurchschnitt 1997 mit einem leichten Konsumwachstum (+0,5%) zu rechnen. Gestützt wird diese Prognose durch die Tendenz der Einzelhandelsumsätze: Einem Umsatzrückgang von 3,3% im Durchschnitt der Monate Jänner bis Mai (gegenüber dem durch die Vorziehkäufe erhöhten Vorjahresniveau) folgte ein Zuwachs von 2,3% im Durchschnitt der Monate Juni bis August (Durchschnitt Jänner bis August –1,2%).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1997!