20. November 1997 • Folgen der Wirtschafts- und Währungsunion für die Agrarpolitik und die österreichischen Bauern • Matthias Schneider

Landwirtschaft und Agrarpolitik sind von der Errichtung der Wirtschafts- und Währungsunion besonders betroffen. Der Agrarsektor war traditionell Vorreiter der Integration. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) stieß jedoch in der bestehenden europäischen Währungsordnung bald an Grenzen. Gemeinsame Agrarpreise, Beihilfen usw. sind ohne gemeinsame Währung kaum durchzusetzen. Währungsturbulenzen erschütterten regelmäßig die GAP und hatten zahlreiche Krisen zur Folge. Das als Notlösung konzipierte agrimonetäre System hat Mängel und kann Nachteile für die Landwirte in den Hartwährungsländern nicht verhindern. Eine Aufwertung der nationalen Währung bedeutet für die Bauern im geltenden System Preis- und Einkommensdruck sowie (zumindest zeitweise) Wettbewerbsnachteile im Handel.

Vorteile und Nachteile der WWU

Die gemeinsame Währung schafft der GAP das bisher fehlende stabile Fundament. Die derzeit notwendige Umrechnung der in EU fixierten Agrarpreise, Beihilfen usw. in nationale Währung entfällt, das agrimonetäre System wird überflüssig. Weil Wechselkursschwankungen und damit wechselkursbedingte Verzerrungen innerhalb der WWU nicht mehr möglich sind, sichert die WWU erstmals seit Einführung der GAP einen gemeinsamen Agrarmarkt mit fairen Wettbewerbsbedingungen für alle Teilnehmer. Dies ist ein entscheidender Vorteil und wahrscheinlich der größte Gewinn für die Landwirtschaft der Hartwährungsländer, darunter Österreichs.

Der Übergang zum Euro bereitet allerdings auch den landwirtschaftlichen Betrieben einige Probleme und ist mit Kosten verbunden.

Position der österreichischen Landwirtschaft

Für die österreichische Landwirtschaft überwiegen die Vorteile der gemeinsamen Währung. Am gewichtigsten sind die Beseitigung der bisherigen Nachteile der Agrarwirtschaft der Hartwährungsländer und künftig faire Wettbewerbsbedingungen.

Die österreichische Landwirtschaft ist an einer hohen Beteiligung an der WWU interessiert, weil nur so die Vorteile voll wirksam werden. Die Teilnahme Italiens als zweitwichtigster Absatzmarkt für heimische Agrarwaren ist besonders wichtig. Eine "kleine" WWU ist für die Ernährungswirtschaft wenig erstrebenswert.

Für die Landwirtschaft ist die Festlegung des Umrechnungskurses des Schillings zum Euro für den Übergang in die Währungsunion wichtig. Dieser Umrechnungskurs beeinflußt die Kaufkraft der in Euro festgelegten Agrarpreise und Erzeugerbeihilfen und damit die Agrareinkommen. Wird z. B. der Schilling im Vergleich zu den zur Zeit gültigen "grünen Kursen" aufgewertet, würde dies die Agrareinkommen belasten.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 11/1997!