11. November 1997 • Industriekonjunktur kommt in Schwung • Markus Marterbauer

Der WIFO-Konjunkturtest vom Oktober 1997 bestätigt eine deutliche Erholung der Industriekonjunktur, die primär von der kräftigen Expansion des Warenexports getragen wird. Hingegen bleibt die Inlandsnachfrage zurückhaltend. Beide Entwicklungen entlasten die Leistungsbilanz. Der Preisauftrieb ist weitgehend zum Stillstand gekommen. Der Arbeitsmarkt zeigt Ansätze einer Belebung.

Weite Teile des exponierten Sektors der österreichischen Wirtschaft sind von der merklichen Konjunkturerholung erfaßt. Ausgehend von der kräftigen Nachfrageentwicklung in den USA und der Dollarstärke hat sich seit Mitte vergangenen Jahres in ganz Europa die Exportindustrie deutlich belebt. In mehreren EU-Ländern – allerdings nicht in Deutschland, Frankreich und Italien – ist der Konjunkturaufschwung auch auf die Inlandsnachfrage übergesprungen. Die österreichische Industrie profitiert sowohl vom anziehenden Wirtschaftswachstum der wichtigen Handelspartner als auch der Verbesserung der preisbestimmten Wettbewerbsfähigkeit – Lohnstückkosten und effektiver Wechselkurs für Industriewaren sinken. Der österreichische Export wuchs im 1. Halbjahr im Vorjahresvergleich um 12% und entlastet damit die Handelsbilanz.

Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom IV. Quartal 1997 zeigen eine exportgetragene Beschleunigung der Industriekonjunktur. Nach dem Basissektor und der Chemieindustrie hat sich nun auch die positive Beurteilung der Entwicklung von Auftragsbeständen und Produktion durch die Betriebe der technischen Verarbeitung gefestigt. Die günstige Konjunkturentwicklung dürfte die Unternehmen zu reger Investitionstätigkeit veranlassen.

Der exportgetragene Aufschwung kann sich jedoch noch nicht auf die gesamte Wirtschaft ausdehnen und bleibt damit in seinen Beschäftigungseffekten verhalten. Wichtige Teile der Inlandsnachfrage haben sich bislang nicht erholt. Dies gilt besonders für den privaten Konsum, der von der mäßigen Entwicklung der verfügbaren Einkommen gedämpft wird. Die Lohnsumme je Beschäftigten dürfte real stagnieren. Die steigende Abgabenbelastung und ein nur geringes Wachstum der Sozialtransfers lassen die Nettomasseneinkommen sinken. Die Einzelhandelsumsätze liegen im bisherigen Jahresverlauf real merklich unter dem Vorjahresniveau (–1,3%) – auch eine Folge der Krise im Tourismus (Nächtigungen Jänner bis September –4,3%). Die Produktion der Bauwirtschaft stagnierte im Sommer nach dem Auslaufen des Wohnbaubooms und wegen der anhaltenden Investitionszurückhaltung im Tiefbau.

Die Konjunkturerholung wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Die Beschäftigung (ohne Bezieher von Karenzurlaubsgeld und Präsenzdiener) hat vor allem in den letzten drei Monaten spürbar zugenommen (Oktober +16.000 gegenüber dem Vorjahr), besonders stark im Bereich der Teilzeitarbeitsplätze, die überproportional mit Frauen besetzt werden. Allerdings ist die Konjunktur auch auf dem Arbeitsmarkt weiterhin gespalten. Beschäftigungszuwächse weisen die wirtschaftsnahen Dienstleistungen (einschließlich Leiharbeit) und der öffentliche Dienst i. w. S. auf. Stark von der Inlandsnachfrage abhängige Bereiche büßen weiter Arbeitsplätze ein. Die Entwicklung der Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ist primär institutionell bestimmt (Auslaufen der Sonderunterstützung, Ausweitung der aktiven Arbeitsmarktpolitik). Die Arbeitslosenquote liegt geringfügig über dem Vorjahresniveau. Auf eine offene Stelle kamen zuletzt 11 Arbeitslose.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 11/1997!