20. August 1997 • Konjunkturerholung stockt im Westen Österreichs. Die Wirtschaft in den Bundesländern im I. Quartal 1997 • Gerhard Palme

Der mäßige Konjunkturaufschwung setzte sich im Osten Österreichs in vielen Wirtschaftsbereichen fort und kam im Süden in der Sachgüterproduktion in Schwung. Dagegen geriet in den westlichen Bundesländern die Industriekonjunktur ins Stocken und die Tourismuswirtschaft in Strukturprobleme. Im I. Quartal 1997 wuchs die Wirtschaft im Burgenland und in Niederösterreich deutlich und in der Steiermark sowie in Kärnten und Tirol etwas rascher als im Österreich-Durchschnitt. Mit einer flauen Entwicklung in Industrie und Dienstleistungssektor konzentrierten sich die Konjunkturprobleme auf Wien, Salzburg und Vorarlberg.

Die Industrieproduktion entwickelte sich in Bundesländern mit einem hohen Anteil an Vorleistungen am günstigsten; die kapitalintensive Industrie der Ballungsräume mit bedeutender Grundstoffproduktion war dabei nicht länger im Vorteil. Von der Erhöhung der preisbestimmten Wettbewerbsfähigkeit auf Auslandsmärkten profitierte vor allem die österreichische Zulieferindustrie in Regionen mit überwiegend arbeitsintensiven Technologien (Verdichtungsränder) am meisten. Im I. Quartal 1997 schlossen Kärnten, Tirol und die Steiermark zur Industriekonjunktur von Niederösterreich und des Burgenlandes auf. Hingegen beschleunigte sich das Wachstum der Industrieproduktion in Oberösterreich und Vorarlberg, die in der zweiten Hälfte des Vorjahres Vorreiter der Konjunktur gewesen waren, aufgrund einer flauen Entwicklung der Investitions- und Konsumgüternachfrage nicht oder ließ nach. Die Salzburger Industrie erholte sich nicht so deutlich, daß sie das Konjunkturtief hätte überwinden können. Für die Wiener Industrie reichte das Nachfragewachstum in Ost-Mitteleuropa weiterhin nicht aus, um die Verluste auf dem Inlandsmarkt zu kompensieren.

Im Tourismus löst der Trend zu Flugpauschalreisen nach Übersee einen Rückgang der Aufenthaltsdauer aus und verstärkt die Strukturprobleme in den Wintersportgebieten des Westens ohne ausreichende Schneesicherheit. Der Nachfrageausfall aus dem Tourismus und Kaufkraftabflüsse ins benachbarte Ausland (insbesondere aus Vorarlberg) beeinträchtigten die Einzelhandelsumsätze der westlichen Bundesländer über das durch eine ungünstige Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung bedingte Ausmaß hinaus. Der Wiener Einzelhandel verlor weiterhin Kaufkraft an das südliche Umland. Rationalisierungen in den Zentralstellen des öffentlichen Dienstes und die Verlagerung der niederösterreichischen Landesverwaltung nach St. Pölten dämpften die Entwicklung in Wien zusätzlich.

Witterungsbedingt setzte die Bausaison im alpinen Westen erheblich später ein als im Osten. Andererseits fand die Energiewirtschaft der westlichen Bundesländer gute Produktionsmöglichkeiten in den Wasserkraftwerken vor.

Die leichte Belebung der Konjunktur stabilisierte den durch hohe Saisonarbeitslosigkeit belasteten Arbeitsmarkt in Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark. In Salzburg, Vorarlberg und Wien stieg die Arbeitslosigkeit weiter; vor allem in Wien wurden dadurch die Probleme der Langzeitarbeitslosigkeit verschärft.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/1997!