14. August 1997 • 1996 schwaches Jahr für die Agrarwirtschaft. Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in den Bundesländern • Matthias Schneider

Gemessen an den Erträgen und Einkommen war 1996 ein schwaches Jahr für die Land- und Forstwirtschaft. Die aus der agrarischen Produktion erzielten Einkommen blieben in Summe um rund ein Zehntel, je Beschäftigten um etwa 5% unter dem hohen Vorjahreswert. Die Einbußen resultieren überwiegend aus der planmäßigen Kürzung der zur Abfederung der EU-Folgen für vier Jahre vereinbarten degressiven Ausgleichszahlungen und einer höheren Belastung mit indirekten Steuern infolge der Umsatzsteuerpauschalierung. Zudem entwickelten sich die Agrar- und Betriebsmittelmärkte für die Bauern ungünstig.

Kürzung der Ausgleichszahlungen und Öffnung der "Preisschere" drücken die Agrareinkommen

Nach den ersten Ergebnissen der Land- und Forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung des WIFO stagnierte die Agrarproduktion 1996 dem Volumen nach etwa auf dem Vorjahresniveau. Die Agrarpreise gaben im Durchschnitt etwas nach, wobei die Entwicklung nach Produktgruppen ungewöhnlich stark variierte. Zugleich wurden zugekaufte Betriebsmittel und Dienstleistungen teurer. Diese Entwicklungen auf den Agrar- und Betriebsmittelmärkten drückten den Wert der Endproduktion und der Brutto-Wertschöpfung des Agrarsektors 1996 unter das Vorjahresergebnis. Das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft (Beitrag zum Volkseinkommen) fiel um etwa 10% auf rund 35,3 Mrd. S zurück. Neben den Einbußen im Rohertrag und etwas höheren Aufwendungen für Vorleistungen und Abschreibungen waren hiefür vor allem geringere Direktzahlungen (22,8 Mrd. S; –8%) und eine höhere Belastung mit indirekten Steuern (2,1 Mrd. S; +33%) verantwortlich.

Die Abwanderung aus der Landarbeit hat sich 1996 etwas verlangsamt (–4,7%). Die sinkende Beschäftigung dämpfte den Einkommensrückgang im Agrarsektor auf rund 5% je Beschäftigten. Dieser Rückschlag ist allerdings vor dem Hintergrund überdurchschnittlicher Zunahmen in den zwei Jahren zuvor zu beurteilen.

Höhere Roherträge nur in Wien, Niederösterreich und der Steiermark

Die Entwicklung des agrarischen Rohertrags in den Bundesländern wurde 1996 in hohem Maße von Standorteinflüssen geprägt. Unterschiede der Produktionsstruktur waren von geringerem Gewicht als in den meisten Jahren davor.

In Wien, der Steiermark und Niederösterreich weitete der Agrarsektor den Wert seiner Endproduktion (Rohertrag) 1996 aus – trotz der diskutierten ungünstigen Entwicklung im Pflanzenbau und in der Forstwirtschaft im Österreich-Durchschnitt. In Wien (+17½%) prägten weit überdurchschnittliche Zuwächse im Gemüse-, Obst- und Weinbau das Ergebnis, in der Steiermark (+2½%) ein viel höherer Holzeinschlag. In Niederösterreich (+1%) waren die Verluste im Pflanzenbau unterdurchschnittlich und wurden durch gute Ergebnisse in der Tierhaltung und in der Forstwirtschaft mehr als wettgemacht. Für Oberösterreich, Kärnten und Vorarlberg wurden Rohertragseinbußen von jeweils rund 3% ermittelt. In Oberösterreich glichen gute Erträge in der Tierhaltung hohe Verluste im Pflanzenbau und in der Forstwirtschaft nur zum Teil aus. Das Ergebnis für Kärnten wurde durch viel geringere Erträge aus der Forstwirtschaft bestimmt, in Vorarlberg durch Mindererträge im Pflanzenbau und in der Forstwirtschaft. Mit einem Rückgang um etwa 6% entwickelte sich der Rohertrag im Burgenland, in Salzburg und Tirol 1996 am schwächsten. Im Burgenland dominiert der Pflanzenbau, der 1996 im allgemeinen und in den meisten Sparten schlechtere Erträge brachte als im Vorjahr. In Salzburg und Tirol waren primär Einbußen in der Rinderhaltung und in der Forstwirtschaft für das schlechte Resultat verantwortlich.

Seit dem EU-Beitritt sind die Direktzahlungen an landwirtschaftliche Betriebe für die Erträge und Einkommen in der Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung. 1996 flossen der Landwirtschaft rund 22,8 Mrd. S (–8%) als Direktzahlungen zu, rund 46% des Rohertrags aus der Landwirtschaft aller Bundesländer.

Einschließlich Direktzahlungen erzielten die Bundesländer 1996 einen Gesamtertrag aus Land- und Forstwirtschaft von 85,3 Mrd. S, um 2,7% weniger als im Vorjahr. Der gesamte Ertrag aus dem Agrarsektor sank also 1996 infolge niedrigerer Subventionen im Durchschnitt der Bundesländer etwas stärker als der Rohertrag zu Marktpreisen (–0,7%).

Wien (+10½%) erhöhte (nach einem tiefen Einbruch 1995) den agrarischen Gesamtertrag als einziges Bundesland kräftig. In allen anderen Bundesländern waren Einbußen zwischen ½% (Steiermark) und 5% (Burgenland, Oberösterreich und Kärnten) zu verzeichnen. In regionaler Sicht haben damit 1996 die Direktzahlungen die Differenzen in der Entwicklung des agrarischen Rohertrags etwas gedämpft.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/1997!