31. Juli 1997 • 1997 etwas geringere Investitionsdynamik in der österreichischen Industrie. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Frühjahr 1997 • Michael Pfaffermayr

Das WIFO erhebt regelmäßig Investitionsabsichten, Umsatzerwartung und Konjunktureinschätzung von rund 2.700 Betrieben von Industrie, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung und den Sondergesellschaften. Die erfaßten Wirtschaftsbereiche melden für 1996 eine nominelle Zunahme ihre Investitionen um 15%. Seit der letzten Befragung haben die Unternehmen ihre Investitionspläne für 1997 etwas nach unten korrigiert; nunmehr ist eine Ausweitung um 8% geplant. Einschließlich der nicht erfaßten Bereiche werden die gesamtwirtschaftlichen Investitionen mit einem voraussichtlichen realen Wachstum von 2% dennoch einen wichtigen Beitrag zur Konjunkturstabilisierung leisten. 1998 ist eine reale Steigerung um 3,7% zu erwarten. Getragen wird die Investitionsdynamik von den Ausrüstungsinvestitionen, die jeweils um fast 3 Prozentpunkte stärker ausgeweitet werden als die Gesamtinvestitionen. Die Bauinvestitionen sind nunmehr seit 1995 rückläufig.

Die Industriekonjunktur hat sich in den ersten Monaten 1997 weiter verbessert. Das WIFO rechnet in seiner Prognose mit einem realen Produktionswachstum von 3% für 1997 und von 4% für 1998. Die Konjunkturbefragungen des WIFO – mangels aktueller Daten der amtlicher Statistik die einzige Quelle zur Beurteilung der Industriekonjunktur – weisen seit dem 2. Halbjahr 1996 eine stetige Aufwärtstendenz aus. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen werden seit Mitte 1996 optimistischer, der Negativsaldo in der Beurteilung der Auftragsbestände, insbesondere auch der Auslandsaufträge, nimmt stetig ab. Die Befragungsergebnisse der letzten Monate geben aber soweit keinen Hinweis auf eine steile, störungsfreie Aufwärtsbewegung wie in vergangenen Aufschwungphasen, sondern vermitteln vielmehr das Bild einer von Branche zu Branche variierenden, mit Unsicherheiten behafteten Verbesserung.

Die Industriekonjunktur dürfte entscheidende Triebkräfte von der Auslandsnachfrage erhalten. Durch die reale Abwertung des Schillings gewinnt die österreichische Industrie an preisbestimmter Wettbewerbsfähigkeit. Die bisher vorliegenden Exportdaten für 1997 bestätigen eine Fortsetzung der exportgestützten Industriekonjunktur: Insgesamt prognostiziert das WIFO einen Zuwachs der realen Warenexporte um 6,5%.

1996 weitete die österreichische Industrie ihre Investitionen aufgrund von einigen Großprojekten überdurchschnittlich aus. Die ursprünglichen Pläne für 1996 wurden in der jüngsten Befragung des WIFO mit einem realen Zuwachs von 27% bestätigt. Gegenüber der Befragung vom Herbst 1996 hat die Industrie ihre Investitionspläne für das Jahr 1997 leicht nach unten revidiert und einige Projekte verschoben. Gemessen am hohen Niveau des Vorjahres ist 1997 mit nominell +4,6% und real +4% ein deutlich geringerer Zuwachs der Investitionen zu erwarten. Das Investitionsvolumen wird voraussichtlich 68 Mrd. S betragen. Insgesamt sind die Industrieunternehmen für 1997 dennoch optimistisch und erwarten eine weitere Beschleunigung des Umsatzwachstums auf nominell 5% nach +3,6% für 1996. Die Erträge und damit die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen blieben in den vergangenen Jahren trotz der mäßigen Konjunktur hoch. Da zugleich das Zinsniveau niedrig ist, herrschen nach wie vor günstige Finanzierungsbedingungen für Investitionen. Die Investitionsquote der Industrie wird 1997 mit 6,8% des Industrieumsatzes wie 1996 (6,9%) beinahe das Niveau der Zyklushöhepunkte 1981 und 1991 erreichen.

Nach einem besonders starken Rückgang während der Baurezession im Jahr 1995 erhöhten die Bauunternehmen ihre Anlageinvestitionen von einem sehr niedrigen Niveau aus 1996 geringfügig. 1997 ist eine leichte Belebung der Bautätigkeit zu erwarten. Die Anlageinvestitionen werden nominell etwas zunehmen, real aber voraussichtlich stagnieren.

Nach den vorliegenden Ergebnissen verringerten die Elektrizitätsunternehmen ihre Investitionen 1996 gegenüber den ursprünglichen Plänen auf 12,7 Mrd. S, den niedrigsten Wert seit 1991. Die jetzt für 1997 geplante Ausweitung um 29,7% läßt im Lichte der üblichen Revisionen aber nur einen tatsächlichen Anstieg der Investitionen um 1% bis 2% erwarten.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/1997!