21. Mai 1997 • Stabilisierung der Sozialquote. Österreichs Sozialausgaben 1995 • Alois Guger

Die Sozialquote war Anfang der neunziger Jahre durch die Konjunkturabschwächung und zusätzliche Leistungen wie das zweite Karenzjahr, die Kinderabsetzbeträge und das Pflegegeldsystem kräftig gestiegen. 1994 und 1995 stabilisierte sie sich bei 29½% und liegt damit im Durchschnitt der europäischen Länder mit ähnlicher Sozial- und Wirtschaftsstruktur.

Die nach dem Europäischen System der integrierten Sozialschutzstatistik (ESSPROS) definierten Sozialausgaben betrugen in Österreich 1995 insgesamt 694 Mrd. S oder 29,5% des Brutto-Inlandsproduktes; sie waren damit um 157% höher als 1980. Die Sozialquote stieg im selben Zeitraum um 2½ Prozentpunkte. In den achtziger Jahren spiegelt die Entwicklung der Sozialquote nur konjunkturbedingte Schwankungen wider: Die Quote erhöhte sich in den Jahren schwachen Wachstums bis 1987, sank aber mit der Erholung der Konjunktur sogar unter das Niveau von 1980. Die eigentliche strukturbedingte Zunahme der Sozialquote ergab sich zwischen 1991 und 1994 mit einer Reihe von Leistungsverbesserungen wie der Einführung des zweiten Karenzjahres, verbesserten pensionsrechtlichen Regelungen für Frauen, der Einführung der Kinderabsetzbeträge und des Pflegegeldes.

Das Jahr 1995 brachte trotz der Schwäche der Konjunktur und der Zunahme der Arbeitslosigkeit bereits eine Stabilisierung der Sozialquote. Angesichts der Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung dürfte die Sozialquote auch 1996 nicht wieder gestiegen sein.

Seit 1980 nehmen die Ausgaben im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit (+660%) und Invalidität (+225%) am stärksten zu. Auch die Alterspensionen (+175%) stiegen durch Leistungsverbesserungen und die zunehmende Reife des System (längere Versicherungszeiten) überproportional.

Der Umfang der Sozialausgaben entspricht in Österreich jenem in den anderen europäischen Staaten mit ähnlicher Sozial- und Wirtschaftsstruktur. Die Sozialquote liegt knapp über dem EU-Durchschnitt von 28,6% (1994), der durch das Fehlen von Daten für Schweden und die äußerst niedrigen Sozialausgaben der südeuropäischen Länder gedrückt wird. Die Sozialquote der EU erhöhte sich seit 1980 um 4¼ Prozentpunkte; neben dem Nachholbedarf in den südeuropäischen Ländern war dafür die starke Zunahme in Großbritannien (+6 Prozentpunkte), Dänemark und Frankreich (+5 Prozentpunkte) ausschlaggebend.

Die Struktur der Sozialausgaben unterscheidet sich in Österreich insofern beträchtlich vom EU-Durchschnitt, als die Ausgaben für die Altersversorgung (Österreich 49%, EU 44%) und Familie (11% bzw. 8%) eine viel größere Rolle spielen. Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit (6%, EU 9%) oder Krankheit und Invalidität (33%, EU 35%) sind dagegen in Österreich merklich niedriger.

    Übersicht: Internationaler Vergleich der Sozialausgaben

    1994

     

    Anteile am BIP in %

       

    Finnland

    34,8

    Dänemark

    33,7

    Niederlande

    32,3

    Deutschland

    30,8

    Frankreich

    30,5

       

    Österreich

    29,4

       

    EU 12

    28,6

       

    Großbritannien

    28,1

    Belgien

    27,0

    Italien

    25,3

    Luxemburg

    24,9

    Spanien

    23,6

    Irland

    21,1

    Portugal

    19,5

    Griechenland

    16,0

    Q: Eurostat; ESSPROS-Sozialdatenbank, Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales; für Schweden sind keine vergleichbaren Daten verfügbar.