6. März 1997 • Ertragskraft der österreichischen Industrie weiterhin zufriedenstellend. Der Cash-flow im Jahr 1996 • Michael Peneder, Franz R. Hahn

Das Niveau der Ertragskraft der österreichischen Industrie hat sich 1996 nach dem Berechnungskonzept des WIFO stabilisiert. Die Cash-flow-Umsatz-Relation verharrte mit rund 9½% auf dem hohen Niveau von 1995. Die leichte Belebung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 1996, die verbesserten Wechselkursrelationen und das kräftige Wirtschaftswachstum in Ost-Mitteleuropa verhinderten Ertragseinbußen. 1997 wird sich die Selbstfinanzierungskraft weiter stärken.

Der Basissektor verbesserte 1996 seine Ertragslage gegenüber dem Vorjahr im Jahresdurchschnitt nicht, die Cash-flow-Umsatz-Relation fiel auf 9,0% (1995 10,4%). Der Sektor der technischen Verarbeitung konnte ebenfalls die leichte Belebung der Konjunktur im 2. Halbjahr 1996 nicht nutzen. Das WIFO erwartet in diesem Sektor für 1996 eine Cash-flow-Umsatz-Relation von 7,5% (1995 8,3%). Verbesserte Erträge verzeichneten hingegen die Bauzulieferer (16,0%, 1995 14,0%) und die Hersteller traditioneller Konsumgüter (10,5%, 1995 9,7%). Weitgehend stabil blieb die Cash-flow-Umsatz-Relation in der chemischen Industrie 10,5%.

Die insgesamt günstige Ertragsentwicklung wurde 1996 vor allem durch Kostensenkungen möglich. Die größte Entlastung kam von den Arbeitskosten (–1%), den Rohstoffpreisen (–7% ohne Erdöl) und einer realen Abwertung des Schillings um 2% (Industriewaren). Das niedrige heimische Zinsniveau trug ebenfalls zur Ertragsverbesserung bei. Rationalisierung und Beschäftigungsreduktion (–3,5%) erlaubten somit über Produktivitätsfortschritte (4,5%) eine Steigerung der Erträge. Von der Preisentwicklung kamen hingegen 1996 keine positiven Ertragsimpulse: Die Preise von Industriewaren dürften 1996 nur geringfügig höher gewesen sein als im Vorjahr (rund 0,3%).

Die durchschnittliche Eigenkapitalausstattung der österreichischen Industrieunternehmen liegt seit 1994 deutlich über 30%. Die relativ gute Entwicklung der Selbstfinanzierungsmittel sicherte 1995 eine erfolgreiche Fortsetzung dieses Konsolidierungskurses. Die Eigenkapitalquote der österreichischen Industrie erreichte 1995 knapp 33%. Dieser Wert sollte auch 1996 nicht nennenswert unterschritten werden.

Die verfügbaren Indikatoren und ökonometrische Schätzversuche weisen darauf hin, daß sich die Ertragskraft der österreichischen Industrie im Jahr 1997 weiter stärken wird. Die Cash-flow-Umsatz-Relation sollte heuer deutlich die 10%-Marke überschreiten.