21. Februar 1997 • Österreichs "Technologielücke" im Außenhandel • Michael Peneder, Gernot Hutschenreiter

Im langfristigen Vergleich wächst der Weltmarkt für technologisch anspruchsvolle Güter deutlich rascher als für Produkte mit geringem Technologiegehalt. Gegenüber anderen entwickelten Industrieländern weist Österreich eine große "Technologielücke" im Außenhandel auf.

Diese "Technologielücke" ist an folgenden Kriterien zu messen:

  1. Sowohl in den OECD-Ländern als auch in der EU entfällt auf Hochtechnologie ein mehr als doppelt so großer Exportanteil wie in Österreich.
  2. Österreich erzielt im Export humankapitalintensiver Waren sowohl der Hochtechnologie als auch der Gebrauchstechnologie deutlich geringere Erlöse je Mengeneinheit (Unit Values) als andere kleine offene Volkswirtschaften wie z. B. die Schweiz, Schweden und Finnland.
  3. Die Folge aus Qualitätsdefiziten und geringer Spezialisierung auf technologisch anspruchsvolle Produkte ist ein Defizit im Außenhandel mit Gütern der Hochtechnologie, das 1994 nach einer selektiven Klassifikation insgesamt knapp 22 Mrd. S erreichte.

Von diesem niedrigen Niveau ausgehend ist aber ein Strukturwandel zugunsten humankapitalintensiver Güter sowohl der Hoch- als auch der Gebrauchstechnologie zu beobachten. Die Folge sind eine Verbesserung der Außenhandelsspezialisierung und internationale Marktanteilsgewinne: Österreich verzeichnet im Außenhandel mit humankapitalintensiven Gütern langfristig Marktanteilsgewinne (Anteil an den Exporten der OECD) von 0,96% (1970) auf 1,22% (1980), 1,62% (1990) und zuletzt 1,55% (1994). Dieses Wachstum betrifft die Hochtechnologie (Marktanteil 1994 0,89%) ebenso wie die Gebrauchstechnologie (1,65%). Zum Vergleich: der Marktanteil am internationalen Handel mit Industriewaren insgesamt liegt bei 1,89% (1994).

Um den Strukturwandel voranzutreiben, bedarf es einer mittelfristigen Erhöhung der Forschungsquote von 1,5% des BIP auf den EU-Durchschnitt (derzeit knapp unter 2%). Dafür wären über sechs Jahre kumuliert zusätzliche Forschungs- und Entwicklungsausgaben von rund 40 Mrd. S nötig; die Forschungsausgaben müßten demnach pro Jahr im Durchschnitt um 9,4% zunehmen.

Mit den für die nächsten zwei Jahre vorgesehenen "Technologiemilliarden" der Bundesregierung wurde ein Schritt zur Verminderung der Technologielücke gegenüber vergleichbaren Industrieländern gesetzt. Soll dieses Ziel realisiert werden, so werden auch in den folgenden Jahren zusätzliche Technologiemittel erforderlich sein.

Die österreichische "Technologielücke" kann nicht durch eine undifferenzierte Erhöhung der öffentlichen Forschungsmittel geschlossen werden: Dem steht nicht nur die Mittelknappheit aufgrund budgetärer Restriktionen entgegen, sondern auch der Umstand, daß der öffentliche Anteil an den Forschungs- und Entwicklungsausgaben im internationalen Vergleich ohnedies relativ hoch ist. Die öffentlichen Mittel sind daher so einzusetzen, daß sie mit möglichst großer Multiplikatorwirkung Anreize für zusätzliche Forschung und Entwicklung im Unternehmenssektor schaffen und damit einen selbsttragenden Prozeß einleiten. Voraussetzung dafür sind Innovationen und Umschichtungen im Förderungssystem, die verbindliche Evaluierung von Förderungsprogrammen, aber auch verbesserte Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen und Forschungssektor sowie eine innovationsfreundliche Form der Regulierung insbesondere auf den zu liberalisierenden Märkten wie Telekommunikation und Energie.