21. Jänner 1997 • Industrie erwartet Umsatz- und Investitionsanstieg • Karl Aiginger

Die österreichische Industrie plant für 1997 eine Steigerung der Investitionen um 9,5% und der Umsätze um 4,6%. Damit wird die seit etwa einem Jahr verbesserte Stimmung auch in quantitative Größen umgesetzt. Allerdings wird die Konjunkturbelebung relativ flach ausfallen und nur in der Fortsetzung eines vorzeitig abgebrochen Konjunkturzyklus bestehen.

Bei einem Anstieg der Industrieinvestitionen um 9,5% erreicht ihr Volumen 69 Mrd. S. Die Industrie weitete ihre Investitionen auch 1996 durch einige Großprojekte der Fahrzeughersteller, der Papier- und der Erdölindustrie stark aus. Die sich für 1996 und 1997 abzeichnenden Ausgabensteigerungen spiegeln eher einen Aufholprozeß nach einer Investitionspause wider als einen Investitionsboom.

1996 setzte die Industrie um 3,7% mehr um als im Vorjahr. Diese Zahl beruht auf einer Hochschätzung. Wegen der Umstellung der offiziellen Statistik liegt keine amtliche Meldung über die Umsatzentwicklung zwischen 1995 und 1996 vor, die auch nach Branchen verfügbar wären.

Für 1997 rechnen die Unternehmen mit einem Umsatzanstieg von nominell 4,6% auf 983 Mrd. S; dies würde eine reale Zunahme um etwa 2,5% bedeuten. Dieses Wachstum ist breit über die Branchen gestreut: In der Sägeindustrie und in der Lederindustrie gehen die zweistelligen Zuwachsraten auf die Erwartung steigender Preise zurück, in der Maschinenindustrie, der Elektroindustrie und der Metallwarenindustrie hingegen auf hohe Auftragsbestände und eine reale Produktionssteigerung.

Die Investitionen der Bauwirtschaft werden 1997 um 2% geringer sein als 1996, nachdem sie schon im Vorjahr um 5% gesunken sind. Verantwortlich dafür ist die anhaltende Baurezession Tendenziell müssen die Unternehmen ihre Maschinenkapazitäten weiter der schwachen Baunachfrage anpassen.

Die österreichische Elektrizitätswirtschaft revidierte 1996 ihre Investitionspläne vom Frühjahr kräftig nach unten: Aufgrund des Nachholbedarfs war eine nominelle Steigerung um 13,8% auf 15,7 Mrd. S vorgesehen gewesen, tatsächlich stagnierten die Investitionen bei 13,8 Mrd. S. Die traditionell optimistischen Pläne für das nächste Jahr (1997 +21%) sind auch im Lichte dieser vergangenen Revisionen zu sehen.

Insgesamt festigen die Investitionspläne der verschiedenen Branchen und die Umsatzprognosen der Industrie das Bild eines langsamen, aber nicht gefährdeten Aufschwungs. Der Zeitpunkt für die Umsetzung langfristiger industriepolitischer Strategien, wie einer Exportoffensive oder einer Reduktion des Forschungsdefizits, ist günstig.