9. Dezember 1996 • Lebensversicherung stützt 1995 Wachstum der Versicherungswirtschaft • Thomas Url

Der österreichische Versicherungsmarkt dürfte auch im zweiten Jahr des Binnenmarktes relativ geschlossen geblieben sein. Zwar melden sich zunehmend Betriebe aus dem EWR zum freien Dienstleistungsverkehr und für Tätigkeiten im Rahmen von Niederlassungen in Österreich an, erste Veröffentlichungen von Eurostat und Schätzungen des Versicherungsverbands deuten jedoch darauf hin, daß derzeit nur ein kleiner Teil der Prämieneinnahmen von etwa 2% ins Ausland fließt. Die regionale Anbieterstruktur wird von deutschen Unternehmen dominiert; in den letzten Monaten meldeten sich aber vermehrt Betriebe aus Großbritannien, Irland und Luxemburg zum Versicherungsgeschäft in Österreich an.

Das Wachstum der österreichischen Versicherungsbranche war 1995 von der dynamischen Entwicklung der Lebensversicherung geprägt – diese Sparte wies sowohl einnahmen- als auch ausgabenseitig zweistellige Wachstumsraten aus. Als Erklärung für diese Entwicklung würden sich die Erwartungen über die verminderten steuerlichen Anreize zum Versicherungssparen durch die beiden Sparpakete 1995 und 1996 anbieten. Eigene Schätzungen weisen jedoch darauf hin, daß 1995 neben den Steuerreformen auch die bessere Verzinsung von Kapitalversicherungen und die vermehrte Wiederveranlagung ausgezahlter Versicherungsleistungen wirksam waren.

Die Sparte der Krankenversicherung erlitt reale Einbußen an Prämieneinnahmen, die durch die geringere Zahl der Verträge und vermehrte Selbstbehalte begründet sind. Die Preiseffekte des Verfassungsgerichtshofsurteils über die Unzulässigkeit der Einrechnung von Spitalsdefiziten in die Abgeltung für Sonderleistungen und die unechte Befreiung von der Mehrwertsteuer dürften der Branche in den nächsten Jahren wieder Wachstumsimpulse geben. In der Schaden- und Unfallversicherung glich ein Rückgang der Leistungsfälle den Kostenanstieg in den Leistungen aus, sodaß erstmals seit 1988 sinkende Versicherungsleistungen zu verzeichnen waren.

Die Kapitalanlagen der Versicherungswirtschaft wuchsen 1995 relativ schwach und wurden verstärkt in langfristigen Darlehen investiert. Dank der längeren durchschnittliche Laufzeit erhöhte sich der Abstand der Renditen zur Sekundärmarktrendite auf 1,7 Prozentpunkte.