25. November 1996 • Individuelle Handlungsstrategien bestimmen regionale Ergebnisse in der Tourismuskrise • Peter Mayerhofer

Die Redimensionierung des österreichischen Tourismus wird sich 1996 fortsetzen. Weitere Einbußen an Ankünften (–0,3%) und Nächtigungen (–3,8%) im bisherigen Tourismusjahr gehen vor allem auf das beschleunigte Wegbrechen des deutschen Marktsegments in der Sommersaison zurück. Abwertungen in wichtigen Konkurrenzländern, die produktzyklische Ablösung des (Auto–)Haupturlaubs durch billige Flugpauschalreisen, neue internationale Konkurrenz für den Badeurlaub in Österreich, sinkende Realeinkommen in Deutschland und Qualitäts-, Kooperations- und Organisationsmängel sind wesentliche Faktoren dieser Entwicklung, die in ihren Charakteristika im wesentlichen schon seit dem Wendepunkt der österreichischen Marktanteilsentwicklung zu Beginn der neunziger Jahre erkennbar ist.

Seit 1991 verlief die Entwicklung vor allem in wenig nächtigungsstarken Gebieten außerhalb der Tourismusintensivregionen West- und Südösterreichs noch günstig, die größten Einbußen trafen Tourismusregionen, deren Angebote vor allem in Badetourismus dem zunehmend internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Die Studie geht daher der Frage nach, wieweit die Tourismuskrise in den neunziger Jahren zu einer ausgeglicheneren Tourismusentwicklung im Raum geführt hat. Sie untersucht dies für die Perioden 1985/1991 und 1991/1995 anhand von Regressionsansätzen, wie sie zur Überprüfung von Konvergenzphänomenen vor allem in der neueren Wachstumsdebatte verwendet werden.

Für die österreichischen Bezirke werden dabei leichte Tendenzen zu einer regional ausgeglicheneren Entwicklung nachgewiesen, im Prinzip wuchs die Nächtigungszahl also in Bezirken mit einem geringeren Ausgangsniveau der Nachfrage sowohl in der Periode 1985/1991 als auch in der Krise 1991/1995 schneller. Allerdings sind diese Tendenzen äußerst schwach und können das regionale Wachstumsmuster allein nicht erklären; größeren Einfluß haben Strukturmerkmale auf das jeweilige Ergebnis. Insgesamt bestimmen keineswegs allein exogene Faktoren oder das bereits erreichte Nachfrageniveau das individuelle Ergebnis einer Tourismusregion, sondern die konkreten Handlungsweisen der lokalen und regionalen Akteure.