15. Oktober 1996 • Industriewaren im Vordergrund des EU-Exports • Jan Stankovsky

1994 entfielen 84% der Gesamtexporte und 79% der Gesamtimporte der EU auf Industriewaren; die wichtigste Position sind Maschinen und Fahrzeuge.

Im Außenhandel der EU) dominieren Industriewaren: Im Jahr 1994 entfielen 84% der Gesamtexporte und 79% der Gesamtimporte auf diese Warengruppe, die jeweils wichtigste Position sind Maschinen und Fahrzeuge. Bearbeitete Waren (großteils weniger hochwertige Vorprodukte für die Industrieproduktion) tragen mit 18% wesentlich weniger zum EU-Export bei als in Österreich (29%); Stahl machte 3,5% des EU-Exports aus (Österreich 5,3%), Textilien 3,1% (4,1%). Unter den Vorprodukten haben Agrarwaren die größte Bedeutung (über 10%).

Auf Maschinen und Fahrzeuge (in diese Warengruppe fällt der Großteil der hochwertigen Produkte) entfielen 1994 43% der Extra-Exporte und 34% der Extra-Importe der EU, der Handelsüberschuß machte 20% des Exportwertes aus. Im Handel mit Straßenfahrzeugen erreichte der Exportüberschuß 48% des Exportwertes (dieses Ergebnis geht allerdings zum Teil auf Importrestriktionen der EU zurück). Ebenfalls positiv, aber relativ gering ist der Saldo im Extra-Handel mit sonstigen Maschinen. Erhebliche komparative Vorteile hat die EU im Handel mit chemischen Erzeugnissen (12,8% der Extra-Exporte, aber nur 7,2% der Extra-Importe). Der Saldo des Extra-Handels mit bearbeiteten Waren ergibt ein bedeutendes Aktivum. Über besonders große komparative Vorteile scheint die EU im Außenhandel mit Stahl zu verfügen, doch ist der hohe Überschuß auch in diesem Fall zum Teil eine Folge der restriktiven Handelspolitik. Im Extra-Handel mit traditionellen Konsumgütern (Importanteil 20,1%) verzeichnet die EU ein erhebliches Defizit (vor allem Textilien). Die Agrarhandelsbilanz fällt für die EU (relativ schwach) negativ aus. Die Gemeinschaftspräferenz für landwirtschaftliche Erzeugnisse schlägt sich in einem wesentlich höheren Anteil des Sektors an den Intra-Importen als an den Extra-Importen nieder.

Auf den Extra-Handel entfallen jeweils etwa 38% der Exporte und Importe der EU. Überdurchschnittliche Bedeutung haben die Drittlandmärkte für die EU-Produzenten von Maschinen (ausgenommen Straßenfahrzeuge) und von Konsumwaren (ausgenommen Bekleidung). Die Auslandsabhängigkeit ist am höchsten im Extra-Import von Brennstoffen, Rohstoffen und Bekleidung. Relativ groß ist der Anteil der Drittlandbezüge auch im Import von Maschinen (ausgenommen Straßenfahrzeuge).

Deutschland ist in der EU vor allem auf die Lieferung von Maschinen und Fahrzeugen spezialisiert: 32,7% der Gesamtexporte der EU und 36,3% der Extra-Exporte in dieser Warengruppe stammen aus der BRD. Deutschland exportiert in Drittländer fast gleich viel wie die drei anderen großen Maschinenexporteure (Frankreich, Großbritannien, Italien) zusammen. Mehr als 5% tragen zum Gesamtexport von Maschinen die Niederlande und Belgien–Luxemburg, zum Extra-Export auch Schweden bei. Im Export sonstiger Industriewaren (ohne Maschinen) rangiert Deutschland ebenfalls an der Spitze vor Italien, Frankreich und Großbritannien. Der größte Exporteur von Agrarwaren ist Frankreich (Anteil am Gesamt- und Extra-Export über 20%). Agrarwaren machen in den Niederlanden fast 21%, in Griechenland 30% und in Dänemark 26% des Exports aus. Die 1994 geringe Bedeutung der Agrarexporte für die drei neuen EU-Mitglieder (insbesondere im Intra-Handel) dürfte zum Teil mit den Anbaubedingungen, etwa in den skandinavischen Ländern, zum Teil aber mit der Gemeinschaftspräferenz in diesem Sektor zusammenhängen; sie dürfte sich in den nächsten Jahren ändern.

Österreich ist in der EU auf den Export von Industriewaren ohne Maschinen spezialisiert (Exportanteil 3,1%, alle Waren 2,8%). Der Anteil Österreichs am Export von Maschinen und Fahrzeugen, aber auch von Roh- und Brennstoffen entspricht mit 2,7% weitgehend dem Durchschnitt. Österreich trägt zum Extra-Export von Maschinen nur 2,3%, zum Intra-Export hingegen 3,1% bei. Das entspricht nicht der Hypothese, daß Österreich im Export hochwertiger Produkte vor allem in den weniger entwickelten Regionen Wettbewerbsvorteile hätte. Von größerer Bedeutung sind offenbar traditionelle Handelsverbindungen und Zulieferverflechtungen.