9. Oktober 1996 • EU weltgrößter Exporteur • Jan Stankovsky

1994 entfielen 40% des Weltexports auf die EU, das Doppelte der Welthandelsanteile der USA und Japans zusammen.

Die EU ist mit Abstand der größte Exporteur der Welt). Einschließlich des Intra-Handels entfielen 1994 zwei Fünftel des Weltexports auf die EU – das Doppelte der Welthandelsanteile der USA (11,8%) und Japans (9,7%) zusammen. Etwa zwei Drittel des Außenhandels der EU macht der Intra-Handel aus. Auch ohne den Intra-Handel ist die EU mit 19,8% der weltgrößte Exporteur, ihr Vorsprung gegenüber den USA (15,7%) und Japan ist aber deutlich geringer. In den neunziger Jahren erlitt die EU im Welthandel Positionsverluste, ihr Anteil am Weltexport fiel von 43,9% im Jahr 1990 auf 40% 1994. Betroffen war vor allem der Intra-Handel (von 29,3% auf 25,1%). Die Union ist bemüht, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verstärken. Die Extra-Exporte der EU entsprachen 1994 8,4% des BIP. Dieser Wert lag hinter jenem von Japan (8,6%) und geringfügig über jenem der USA. Dem Außenhandel kommt in der "Triade" demnach ungefähr der gleiche Stellenwert zu.

Der Außenhandel der EU ist stark konzentriert: Mehr als die Hälfte der Gesamtexporte im Jahr 1994 (1.635 Mrd. $ bzw. 1.375 Mrd. ECU) kam aus den drei größten Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien); die sechs größten Länder sind mit mehr als vier Fünfteln am Export beteiligt. Auf Deutschland allein entfällt etwa ein Viertel des EU-Außenhandels bzw. 30% des Extra-Exports. Der zweitgrößte Exporteur insgesamt und im Intra-Handel ist Frankreich, im Extra-Handel Großbritannien. Österreich nimmt im Export den 9., im Import den 8. Rang ein. Die Handelsbilanz der EU war 1994 leicht aktiv (54 Mrd. $ bzw. 45 Mrd. ECU); den "typischen" Überschuß-Staaten stehen dabei 5 Länder mit einem Defizit im Extra- und Intra-Handel gegenüber (Großbritannien, Österreich, Spanien, Portugal, Griechenland). Die Niederlande und Irland könnten als "Transitländer" der EU mit hohem Defizit im Extra-Handel und hohem Überschuß im Intra-Handel bezeichnet werden.

Die intensivste Handelsverflechtung mit anderen EU-Ländern besteht in Portugal, Belgien–Luxemburg, den Niederlanden, Spanien und Irland. Österreich erreichte 1994 mit einem Anteil des Intra-EU Handels von 64,8% eine leicht überdurchschnittliche EU-Integration. Relativ groß ist die Bedeutung der Märkte außerhalb der EU (Anteil des Extra-Handels über 40%) in den drei großen Ländern Deutschland, Großbritannien und Italien, in den skandinavischen Staaten und in Griechenland.

Für fast alle EU-Staaten ist Deutschland der wichtigste Partner im Intra-Handel. Lediglich Irland hat mit Großbritannien, Spanien mit Frankreich bedeutendere Handelsbeziehungen. Insgesamt entfielen 1994 22,2% der Intra-Exporte und 23,2% der Intra-Importe auf Deutschland. Österreich weist unter allen EU-Staaten – nach Irland – die engste Bindung an einen Handelspartner auf (Anteil Deutschlands an Österreichs Export und Import knapp 59%). Österreich ist unter den EU-Ländern nur für Deutschland ein wichtiger Handelspartner mit einem Anteil am Export von 10% und am Import von 8,7%; gegenüber 1990 konnte Österreich diese Position etwas ausbauen. Auch für Italien hat Österreich mit einem Handelsanteil von etwa 4% einen großen Stellenwert. In den meisten anderen EU-Staaten bleibt der Anteil am Intra-Handel unter der 2%-Marke.

Der Anteil des Intra-Handels am Gesamthandel der EU nahm seit ihrer Gründung bis Anfang der siebziger Jahre stark und kontinuierlich zu. Nach dem Höhepunkt 1972/73 hatte er aber – bei erheblichen Schwankungen – insgesamt rückläufige Tendenz, was als Stillstand der europäischen Integration interpretiert wurde. Angesichts dieser Entwicklung formulierte die EG 1985 das "Programm für die Vollendung des Binnenmarktes bis zum Jahr 1992", das letztlich auch den Kurs der österreichischen Integration entscheidend beeinflußte. Seit 1986 gewinnt der Intra-Handel wieder merklich an Dynamik. Zur Belebung der EU-Integration trug auch die Süderweiterung (um Spanien und Portugal) bei. Der Aufschwung des Intra-Handels flachte jedoch nach 1992 wieder ab. Zum Teil könnte dies ein "statistischer" Effekt als Folge des Übergangs zur statistischen Erfassung in "Intrastat" sein.