22. August 1996 • Sonderfaktoren verzögern die Entfaltung der Konjunktur. Der Arbeitsmarkt in den Bundesländern im 1. Halbjahr 1996 • Norbert Geldner

Nach empfindlichem Rückgang der Beschäftigung und Rekordarbeitslosigkeit im I. Quartal 1996 hat sich der Arbeitsmarkt erstaunlich rasch wieder erholt. Das legt die Interpretation nahe, daß die Wachstumsschwäche um die Jahreswende (IV. Quartal 1995 und I. Quartal 1996) eher bestimmten Störfaktoren als einem vorzeitigen Abbruch der Konjunktur zuzuschreiben ist. Ein solcher Störfaktoren war auf internationaler Ebene vor allem die synchron restriktive Fiskalpolitik, auf nationaler Ebene die Neigung der Bauwirtschaft, die gesamte Jahresunterauslastung im Winter zu konzentrieren.

Die regionale Analyse des Arbeitsmarktes läßt mit der Überwindung des Saisontiefs das freundlichere Konjunkturbild des Vorjahres wieder sichtbar werden. Darüber hinaus zeigt sich eine Fortsetzung des Konjunkturzyklus von den Vorprodukten (Lagerzyklus) zu den Investitionen.

Neben den traditionellen Standortvorteilen der Finalgüterproduktion in Westösterreich (intensivere Auslandsverflechtung) sind neue Wachstumsimpulse zu erkennen: funktionale Verselbständigung in den Umlandzonen der Ostregion (Niederösterreich, Burgenland), Ziel-1-Status im Burgenland und erste Anzeichen einer gelungenen technologieorientierten Umstrukturierung in der Steiermark. Dämpfend wirken nach wie vor die Schwäche des Tourismus und die Personalstandskorrekturen in vielen traditionellen Dienstleistungen sowie Strukturanpassungen in der Produktion traditioneller Konsumgüter.

Entwicklung der Beschäftigung nach Sektoren im II. Quartal 1996

 

Produktiv Beschäftigte, ohne Karenzurlaubsgeldbezieher, Präsenzdiener, in Schulung Stehende

 

Insgesamt

Primärsektor und

Bauwirtschaft

Dienstleistungen

   

Sachgütererzeugung

   
 

Veränderung gegen das Vorjahr in % der produktiv Beschäftigten

         
Wien –1,3 –0,6 –0,2 –0,5
Niederösterreich –0,0 –1,0 –0,2 +1,2
Burgenland +0,9 –0,4 +0,3 +1,0
Steiermark –0,3 –0,6 –0,0 +0,3
Kärnten –1,8 –0,9 –0,2 –0,7
Oberösterreich –0,9 –0,9 –0,2 +0,2
Salzburg –1,2 –0,2 –0,3 –0,7
Tirol –0,5 –0,3 –0,1 –0,1
Vorarlberg –1,4 –1,5 +0,2 –0,1
         
Österreich –0,8 –0,7 –0,2 +0,1