19. August 1996 • Internationale Lohnstückkostenposition 1995 deutlich verschlechtert • Alois Guger

Die preisbestimmte Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie hat sich in den neunziger Jahren (in einheitlicher Währung) deutlich verschlechtert. Die Verbesserung in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ging damit zu einem erheblichen Teil wieder verloren.

Während es der Industrie in den achtziger Jahren gelang, den Anstieg der Löhne und Lohnnebenkosten in Relation zum Duchschnitt der Handelspartner durch höhere Produktivitätszuwächse wettzumachen, reichten seit 1990 die Produktivitätssteigerungen nicht aus, um den stärkeren Lohnkostenauftrieb und die weitere Höherbewertung des Schillings auszugleichen.

Zwischen 1990 bis 1995 stiegen die Arbeitskosten (Löhne und Lohnnebenkosten) in der österreichischen Industrie in nationaler Währung um 5¼ Prozentpunkte stärker als im Durchschnitt der Handelspartner. Da im gleichen Zeitraum der Schilling effektiv um rund 7% aufwertete, verteuerte sich die Arbeitstunde in einheitlicher Währung gegenüber den Konkurrenzländern um 12¼%. Zwar glichen größere Produktivitätssteigerungen durch beschleunigten Personalabbau in Österreich 9¼ Prozentpunkte davon aus, dennoch verschlechterte sich die internationale Lohnstückkostenposition seit 1990 um rund 3%.

Vor allem in den letzten zwei Jahren konnte der Anstieg der relativen Arbeitskosten in einheitlicher Währung nicht wettgemacht werden: Trotz sehr hoher Produktivitätszuwächse, die mit einer erheblichen Verringerung der Beschäftigung verbunden waren, erhöhten sich die relativen Lohnstückkosten gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner in einheitlicher Währung 1994 um 1¼% und 1995 neuerlich um 1¾%.

In der internationalen Hierarchie der Arbeitskosten brachten vor allem die Wechselkursänderungen seit September 1992 enorme Verschiebungen. Österreich ist heute nach der BRD, der Schweiz und Belgien das Land mit den vierthöchsten Arbeitskosten – 1991 lag Österreich an zehnter Stelle.

Die Industrie-Arbeitsstunde kostete 1995 in Österreich 261 S. Mit 320 S zahlte die Industrie in der BRD um 23% mehr, im Durchschnitt der EU ist die Arbeitsstunde um 16%, in den USA um ein Drittel und in Großbritannien um 43% billiger.