11. Juli 1996 • Investitionen stützen die schwache Konjunktur • Michael Pfaffermayr

Nach dem jüngsten Investitionstest des WIFO (erstmals in Zusammenarbeit mit der EU) planen die rund 2.500 befragten Unternehmen aus Industrie, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung und den Sondergesellschaften für 1996 umfangreiche Investitionsvorhaben; in diesen Wirtschaftsbereichen tragen die Investitionen etwas zur Konjunkturerholung im 2. Halbjahr bei. Die Konjunkturprognose des WIFO rechnet jedoch mit einer realen Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen um nur 3,5%, während die Bauinvestitionen real um 1,5% geringer sein werden als im Vorjahr. Insgesamt sind deshalb von den Investitionen (1996 real +0,6%) keine wesentlichen Impulse für die Konjunktur zu erwarten (BIP +0,7%).

Auf die österreichische Industrie entfallen rund 10% der gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Die Industrieunternehmen investierten 1995 50,6 Mrd. S, real um 6,5% mehr als 1994 (nominell +7,2%). Die umfangreichen Auslandsinvestitionen der österreichischen Industrieunternehmen sind hier nicht erfaßt.

Das 1. Halbjahr 1996 war von der Konjunkturabschwächung geprägt. Die Ergebnisse der Konjunkturbefragungen des WIFO weisen auf eine anhaltend ungünstige Situation mit schwacher Auftragslage, zu hohen Lagerbeständen, Erwartungen sinkender Verkaufspreise und unterausgelasteten Kapazitäten hin. In den anderen europäischen Ländern verharren Nachfrage und Produktion ebenfalls in einer Schwächephase. Der Vertrauensindikator der Industrie der EU sank in den ersten fünf Monaten 1996 ständig. Lediglich in Deutschland, Spanien und Luxemburg meldeten die Unternehmen in der Mai-Umfrage eine leichte Verbesserung. Nach dem jüngsten Konjunkturtest des WIFO erscheint die Abwärtsbewegung allerdings deutlich gebremst. Die Produktionserwartungen – der Indikator mit dem größten Vorlauf – zeigen saisonbereinigt im Frühjahr sogar eine leichte Verbesserung.

1996 erwarten die Industrieunternehmen laut Investitionstest des WIFO einen nominellen Umsatzzuwachs von 2,6%. Trotz der mäßigen Konjunkturaussichten planen sie eine nominelle Ausweitung ihrer Investitionen um 28,6% (preisbereinigt +27,5%) auf 65,1 Mrd. S. Der Ansatz übertrifft erstmals den Höchstwert der realisierten Projekte von 64,9 Mrd. S im Jahr 1991. Der Zuwachs ist durch einige Investitionsprojekte in Milliardenhöhe geprägt und betrifft vor allem die exportorientierten Sektoren. Die Investitionspläne dürften eine Konjunkturbelebung im 2. Halbjahr 1996 zum Teil schon berücksichtigen. Bleibt die Konjunktur jedoch in Europa schwach, so ist damit zu rechnen, daß ein Teil der Ausgaben zurückgehalten wird.

Die Bauwirtschaft durchläuft derzeit eine Rezession. 1995 wurden die Ausgaben für Maschinen- und Gerätekäufe nominell um 16,6% zurückgenommen. 1996 planen die Unternehmen, ihre Investitionen um 7% einzuschränken.

Die Investitionen der Elektrizitätswirtschaft sind 1995 leicht gestiegen (nominell +1,7%). 1996 ist eine deutliche Steigerung (nominell +13,3%) vorgesehen. Diese optimistischen Pläne sind jedoch im Lichte der kräftigen Investitionskürzungen der letzten Zeit zu sehen. Eine Ausgabensteigerung ist vor allem im Kraftwerksbau der Landesgesellschaften und im Leitungsausbau bugdetiert.