17. April 1996 • Budgetkonsolidierung im Vorfeld der Verwirklichung der Währungsunion. Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft bis 2000 • Fritz Schebeck

Die österreichische Wirtschaft befindet sich im Sog der jüngsten Konjunkturabschwächung in Europa. Gleichzeitig haben Bund, Länder und Gemeinden ein zweijähriges Programm zur Konsolidierung des Staatshaushalts gestartet; das Ziel ist, die Neuverschuldung des Staates bis 1997 auf 3% des Brutto-Inlandsproduktes zu senken.

Schwache Nachfrage aus dem Ausland und Realeinkommenseinbußen der privaten Haushalte bremsen die Expansion zunächst deutlich. Ab 1998 wird sich die Wirtschaft in Österreich sichtbar erholen und bis 2000 ein Wachstum von nahezu 3% erreichen. Im Durchschnitt der Periode 1995 bis 2000 dürfte das reale Brutto-Inlandsprodukt um nur 1,8% pro Jahr zunehmen und damit etwas hinter der Entwicklung in der EU (+2,1% im Durchschnitt) zurückbleiben.

Hauptergebnisse der Prognose

 

1985/1990

1990/1995

1995/2000

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %

       

Brutto-Inlandsprodukt

     

Real

+3,0 +2,0 +1,8

Nominell

+6,0 +5,5 +3,6
       

Leistungsbilanz

     

In % des BIP1)

+0,2 –0,7 –1,2
       

Konsumdeflator

+2,1 +3,2 +1,9
       

Unselbständig Beschäftigte2)

     

In 1.000 Personen

+1,2 +0,6 –0,1
       

Arbeitslosenquote

     

In % der unselbständigen Erwerbspersonen

5,3 6,3 7,7
       

Netto-Kreditaufnahme des Staates

     

In % des BIP1)

–3,2 –3,9 –3,0

1) Durchschnitt 1986/1990, 1991/1995, 1996/2000 in %. – 2) Ohne Präsenzdiener und Bezieher von Karenzurlaubsgeld.

Der von der Verschärfung des Wettbewerbs ausgehende Rationalisierungsdruck schlägt sich in deutlichen Einsparungen des Produktionsfaktors Arbeit nieder. Der öffentliche Sektor weitet vorderhand seine Beschäftigung nicht aus. Daher nimmt die Zahl der Arbeitsplätze per Saldo im Prognosezeitraum nicht zu, und die Arbeitslosigkeit steigt erheblich. 1998 wird die Arbeitslosenquote (konventionelle Berechnung) 8% der unselbständigen Erwerbspersonen erreichen und bis zum Jahr 2000 auf 7½% sinken.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Lohnentwicklung hängen eng zusammen. Die Reallöhne werden daher deutlich langsamer wachsen als die Arbeitsproduktivität, nicht zuletzt auch durch die Verschärfung des internationalen Wettbewerbs.

Da weder von den Importpreisen noch von den Lohnkosten nennenswerte Auftriebstendenzen ausgehen werden, bleibt das Preisklima ruhig.

Der eingeschlagene budgetpolitische Kurs und die erwarteten internationalen Rahmenbedingungen ermöglichen es, die Neuverschuldung des Staates bis 1997 auf 3% des BIP zu senken und damit das Konvergenzkriterium für die Teilnahme an der Währungsunion zu erfüllen. Die Belebung des Wirtschaftswachstums und ein Festhalten des Staates an einer disziplinierten Ausgabenpolitik könnten die Neuverschuldungsquote bis zum Jahr 2000 auf 2% drücken.